Autor: Toni Rotter

  • Antrag Admins Schulrechenzentrum

    Sehr geehrter Oberbürgermeister, werte Bürgermeister, liebe Stadträt*innen und Zuhörer*innen,

    Die Digitalisierung macht unser Leben und die Verwaltung sicher an manchen Stellen einfacher. Doch macht es das nicht in jedem Bereich. Denn es gibt da diese Menschen in den Maschinenräumen der Digitalisierung. Jene, welche die Infrastruktur konzipieren, bauen und ausrollen und warten und sich auch noch mit den Nutzer*innen herumschlagen.

    Genau das macht das städtische Schulrechenzentrum zusammen mit dem Medienpädagogischen Zentrum für unsere Schulen. Schulen, vor deren Türen im letzten Jahr LKW-Fuhren von Tablets und Notebooks abgeladen wurden. Die immer öfter mit WLAN und komplexeren Netzwerken ausgestattet sind, mehr digitale Dienste nutzen und auch im Homescooling, welches eventuell sogar dieses Jahr nochmal sehr spannend wird, auf digitale Plattformen angewiesen sind.

    Mit dem Digitalpakt hat man versucht viele Jahre des Versäumnisses bei der modernen Ausstattung von Schulen aufzuholen. Aber eben leider nur auf der Seite der Sachkosten. Was man nicht bedacht hat sind die Menschen, welche den ganzen Spaß in ihre Infrastruktur und in den Unterricht integrieren sollen. Nun hat Chemnitz mit dem Schulrechenzentrum, Medienpädagogischen Zentrum und einer sicheren, zentralen digitalen Schüler*innenverwaltung eine sehr gute, zentrale Basis geschaffen. Nur muss diese Basis eben auch mit den Anforderungen und Baustellen personell mithalten.

    Im letzten Jahr haben sie neben ihren eigentlichen Aufgaben noch ihr System mit dem LernSAX verknüpft, um Beschulung von Zuhause aus sicher zu stellen. Die Anforderungen des Landes waren da übrigens, dass die Schulen die Daten ihrer Schüler*innen selbst einfliegen. Nun hat aber nicht jede Chemnitzer Schule eine eigene IT-Administration, sondern 79 Schulen, und bald noch mehr teilen sich 9 Administrator*innen des Schulrechenzentrums. 

    So viel zur Begründung meines Antrages. Kurzum: Die Aufgaben wachsen in einem hohen Maße, unabhängig aber auch abhängig von Beschlüssen des Stadtrates und der Verwaltung, der Personalbestand aber nicht. Und da Chemnitz eine sehr kluge, aber auch sehr spezielle Lösung fährt, ist es fraglich ob jemals ein passendes Förderprogramm um die Ecke kommt. Lasst uns im Rahmen dieses Haushaltes bitte zum Auffangen dieser Mehrbelastung mit einem sehr moderaten Stellenaufwuchs beitragen.


  • Galeria Kaufhof macht zu.

    Galeria Kaufhof macht zu.

    tl;dr Ich fordere, dass sich mit externer Expertise, Disruptorinnen und Disruptoren europäischer Innenstädte und Kreativen zusammen gesetzt wird, statt nur mit den aktuellen Akteuren in Chemnitz, um das Gebäude einer sinnvollen Nutzung zuzuführen.


    So, damit hätten wir den Teil mit dem Politikersprech hinter uns. Aber ganz im Ernst. Meiner Meinung nach hatte keine der bisherigen Nasen, ob IG Innenstadt, IHK, CWE und diverse City Manager irgendeine Ahnung, wie eine Transformation in der digitalen Welt und eine Unabhängigkeit von nicht nur aufs Shopping bezogenen Ankermietern aussehen könnte.

    Galeria Kaufhof wird wohl noch bis Ende Oktober normal geöffnet haben und danach kommen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für ein halbes Jahr, oder vielleicht auch ein Ganzes, in eine Transfergesellschaft. Was bleibt ist der einst für 120 Millionen DM gebaute Glasklotz direkt am Marktplatz, welcher Flanieren wie auch quasi hermetisches Einkaufen ohne Kontakt zur Innenstadt ermöglichte.

    Und da liegt eigentlich auch schon ein Teil des Problems. Die Menschen haben die Wahl, ob sie wirklich die Innenstadt besuchen wollen, wenn sie Galerie oder Galeria Kaufhof besuchen. Das sorgt dafür, dass Belebungsmaßnahmen von Stadt und CWE, etwa durch Feste und Veranstaltungen, auch immer nur den Teil der Kunden erreichen, die das auch wollen. Das heißt wir können als Stadt nur diesen Teil ansprechen. Den anderen Teil müsste das Warenangebot und die Präsentation, also das Marketing locken. Wir haben auch keine wirklich belastbaren Daten, ob die meisten Kundinnen und Kunden beide Kaufhäuser durchsuchen oder immer nur Eines. Also sind sie jetzt Ankermieter?

    Was wir wissen ist, dass in der digitalisierten Welt Warenangebot und Marketing den stationären Einzelhandel nicht retten. Denn beides führt doch eher zum Klick auf Bestellen, als zum Ausgehen und Flanieren. Viele Geschäfte wären ohne die Funktion als Abholtheke für den Onlineshop oder sogar Paketshop schon längst dicht. Geschäfte die gleichzeitig auf Onlinehandel und Laufkundschaft setzen, wollen aber für ihr Versandzentrum hinten keine in unserem Stadtzentrum üblichen 25€/m² zahlen.

    Welche Optionen haben wir?

    Jetzt wird gerade gefordert dass sich die bestehenden Akteure zusammen setzen sollen. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist das gut. Die sollen die beste Lösung bekommen. In Sachen Innenstadt weiß ich nicht, was da heraus kommen soll. Denn die Ideen für die Chemnitzer Innenstadt waren von den Akteuren seit Jahrzehnten immer die Gleichen. Die Bebauung des Stadthallenparks als sogenannter „Beschleuniger“ gehört z.B. dazu.

    Die Partys der CWE und C3 waren wirklich tolle Impulse für eine lebenswerte Innenstadt und auch mit Profit für die Geschäfte verbunden. Aber ich fürchte da hat man ihre Grenzen schon ziemlich gut ausgereizt. Ein Mehr seh ich da nicht. Vielleicht mehr Kleinteiligkeit und Konstanz und auch der Wille, mal mehr aus der Hand zu geben und zuzulassen.

    Aus dem Grund würde ich mich freuen, wenn wir in andere europäische Städte schauen und uns Inspiration holen. Auch im Hinblick auf den möglichen Titel als Kulturhauptstadt.

    Ideensammlung

    Hier am Ende sammle ich mal Ideen, die mir bisher so untergekommen sind. Schreibt mir gern auf Twitter, Facebook oder in die Kommentare, wenn euch noch etwas einfällt. Und viele Ideen sind mit einem Augenzwinkern oder nur als teilweise Flächenumnutzung zu sehen :P

    • City IKEA wie in Hamburg Altona (mehr Fokus auf Treffpunkt, Unterhaltung und Kantine)
    • Umzug des Schauspielhauses
    • Kulturinterventionsfläche (PopUp-Galerien, Theater, Ausstellungen)
    • Neue Markthalle
    • Einrichtung eines Gewächshauses (für Obst oder Marihuana)
    • Energetische- und Wärmenutzung zum Beheizen des Marktplatzes
    • Fahrradparkhaus
    • Umzug des Sozialamtes
    • Bis 2025 so tun, als wäre Galeria Kaufhof noch da.
    • Alpakas
    • Streichelzoo
    • Katzencafé
    • Startpunkt für eine Eselwanderung durch den urbanen Jungle
    • Als Inkubator stehen lassen (kurzzeitig anmietbare Fläche für Büros, Werkstätten)
    • Endlich Ersatzimmobilie für den Döner Drive In gefunden! (über 5 Etagen)
    • bezahlbare Wohnungen
    • energieautarkes/energiesparsames Mehrgenerationenhaus mit Gewächshaus, Kulturräumen, Kantine und Fahrradparkplätzen.
    • Café „Wer im Glashaus sitzt“ mit vielen dekorativen Steinen
    • Laser-Tag-Halle
    • Seniorenresidenz-Kita-Kombi
    • VR-Arcade
    • Trampolin- und Funsportcenter
    • Escaperoom
    • Abreißen und mit kleinteiligen Wohnkarrees und kleinen Geschäften ersetzen.

    Auch re:marx (Facebook) hat sich Gedanken gemacht.


  • Sind wir digital genug, um in der Corona-Krise das öffentliche Leben aufrecht zu erhalten?

    Sind wir digital genug, um in der Corona-Krise das öffentliche Leben aufrecht zu erhalten?

    tl;dr: Nein, weit davon entfernt.

    Jetzt ist sie da. Die Katastrophe, die uns alle daran erinnert, dass wir noch immer am Anfang der vernetzten Welt stehen. Zu viele Dinge des öffentlichen Lebens sind auf Handlungen von Angesicht zu Angesicht angewiesen. Dabei will ich nicht in Abrede stellen, dass dies manchmal schöner ist. Keine Alternativen für bestimmte Dinge zu haben ist aber tragisch.

    Beispiel Homeoffice

    Wie viele Leute sind wohl in der Lage, von heute auf Morgen von Zuhause aus zu arbeiten? Technisch gesehen ist das problemlos für die meisten Bürojobs möglich. Aber hat man die sicheren Server und VPN-Tunnel? Die Möglichkeit mit dem Kollegen, der sonst am Nachbarschreibtisch saß, spontan das Videochatfenster zu öffnen um Dinge unmittelbar zu klären? Viele IT-Unternehmen können das, aber sonst? Manchmal scheitert es auch nicht an der vorhandenen Technik, sondern an Menschen, die da nicht mitziehen oder einfachem Misstrauen, was MitarbeiterIn da Zuhause wohl tut.

    Beispiel Telemedizin

    Eigentlich könnten wir hier auch schon viel weiter sein. Auch hier mangelt es nicht an der notwendigen Technologie, sondern am Menschen und politischen Willen. Den Arzt am Laptop, Tablet oder Handy live zuzuschalten und die Zunge mal in Richtung Linse zu strecken, ist eigentlich nicht tragisch. Stattdessen setzen wir bisherige, gesellschaftliche Regeln außer Kraft. Menschen können sich jetzt einfach per Anruf eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung holen. Oder man geht auf die Onlineplattform findiger Privatärzte, die daran Geld verdienen und klickt sich die AU fix zusammen. Ohne echte Diagnose, einfach so.

    Beispiel Politik

    Das Beispiel ist mir nun am nächsten. Die kommende Stadtratssitzung wurde abgesagt. In der Ratssitzung hätte man die Jahresabschlüsse einiger Eigenbetriebe verspätet beschließen müssen. Dazu kommen in jeder Sitzung auch Verwaltungsvorlagen mit festem, jährlichen Turnus. Das sorgt zwangsläufig dafür, dass wohl einige Dinge noch problematischer werden und das nur, weil man momentan nicht 70 Leute in einen Raum setzen kann.

    Ist das wirklich notwendig? Auch solche Sitzungen könnte man digital oder zumindest teilweise fernmündlich orchestrieren. Das würde auch dafür sorgen, dass Leute, die beruflich gerade außerhalb sind, teilnehmen könnten. Auch ein ansteckendes Virus muss einen nicht vom Klicken auf Ja, Nein oder Enthaltung abhalten. Höchstens mit hohem Fieber sollte man da vorsichtig sein.

    Das ist ja dazu auch noch ein Ehrenamt. Nur weil also Jemand Urlaub von seinem Betrieb nimmt und weg fährt, will man nicht gleichzeitig automatisch Urlaub von Sitzungen und der politischen Mitwirkung nehmen.

    Ausblick

    Eigentlich sind wir ein Land mit recht hoher, sozialer Distanz und einem u.A. ständig auf Effizienz und Wirtschaftlichkeit getrimmten Gesundheitssystem. Dass es da so schwer scheint, sich durch Technologie noch unabhängiger vom Gegenüber zu machen, erscheint da geradezu paradox. Es fallen öffentliche Veranstaltungen aus, öffentliche Einrichtungen schließen, flächendeckende Schul- und Kitaschließungen kündigen sich an. Die zwingen Eltern zum Daheimbleiben, oder Verfehlen ihren Zweck, da sich aus der Not heraus nur neue Betreuungsgruppen bilden.

    Ich hoffe nicht, dass der Leidensdruck zu groß wird. Ich hoffe nicht, dass wir viele Opfer zu beklagen haben. Aber ich hoffe doch, dass wir als Gesellschaft auch Lehren mitnehmen, damit wir zukünftig nicht so große Abschaltungen beim öffentlichen wie auch privaten Leben hinnehmen müssen. Ich bastle derweil mal an meinem Kit für mobile Livestreams.


  • Letzter Landgang.

    Letzter Landgang.

    tl;dr: Ich bin ab April kein Mitglied der Piratenpartei mehr.

    Das war ne wilde Zeit. Ich war 21, als ich zu dieser Partei stieß und kurzerhand den Kreisverband(bei anderen Parteien Stadtverband) mitgründete. Ich war 22, als ich zum stellvertretenden Vorsitzenden wurde und ich war 23, als ich der Vorsitzende dieses Verbandes wurde. Mit 24 ging ich dann in den Landesvorstand, aber nicht ohne auf Kreisebene noch ein paar wichtige Änderungen anzustoßen, wie z.B. ein Büro auf dem Brühl anzumieten und die Aufgaben in gute Hände zu legen.

    Allein in dieser Zeit hab ich 4 Wahlkämpfen beigewohnt oder sie mit organisiert und dabei den großen Aufstieg der Piraten miterlebt. Als sie 2011 mit 7% in die regelmäßigen, bundesweiten Sonntagsfragen einstiegen und auf bis zu 13% kletterten. Ich hab die Berliner im Wahlkampf besucht, kurz vor dem historischen ersten Einzug in ein Landesparlament. So eine hoffnungsvolle Zeit war das. Die Bühnen und Parteitage waren riesig. Und ich durfte sie mit organisieren.

    Abgesang

    Als diese Zeit vorüber ging, und wir aus diesen Parlamenten wieder raus gewählt wurden, fühlte ich mich noch immer verantwortlich. Es war schon tief innerhalb des Abgesanges der Partei, als ich 2014 das erste Mal in den Chemnitzer Stadtrat gewählt wurde. Aber irgendwie war es noch immer hoffnungsvoll. Die AfD spielte noch keine große Rolle, die Gesellschaft war noch in einem vollkommen anderen Zustand. Ich organisierte weiter Parteitage, trat wegen „Irgendwer muss es ja tun“ für den Landtag an, dann 3 Jahre später aus dem gleichen Grund für den Bundestag. In dieser Zeit lockten wir immer wieder auch neue Leute in die Partei. Irgendwie ging es schon weiter.

    Es war mir zu der Zeit klar, dass wir keine Mandate holen würden. Aber es war schon wichtig auf 10% der Podien mit zu sitzen und Kontra geben zu können, wenn es nötig war. Immer öfter auch musste man krude Thesen von AfD-Freunden aus dem Publikum entkräften und dabei auch zeigen, dass man konstruktiv Einfluss nahm. Man saß zwangsweise als außerparlamentarische Opposition zwischen den Stühlen „Die Regierung ist scheiße!“ und „Die AfD ist das völlig falsche Mittel dagegen!“.

    Die Gesellschaft kippte, die Partei nicht

    Heute weiß ich, dass man in diesem Zwiespalt als Partei nicht wirklich agieren kann ohne sich stark anzupassen. Man wird zwangsweise zerrieben. Das Einzige was dagegen half war die Präsenz. So 0,x% Stammwähler hatte man. Da wo man präsent und gut vernetzt ist ging es bis 3% hoch, in nem kleinen Wahlkreis vielleicht auch mal bis 5. Höher zielen war aber unmöglich geworden. Denn Vernetzung erreicht man am besten mit Einfluss. Ein Teufelskreis.

    Die Gesellschaft kippte. 25% der Menschen wählten hier plötzlich Rassisten, Faschisten und Antidemokraten. Die Partei kippte aber nicht mit, weder in die eine, noch in die andere Richtung. Die verblieb stur auf dem Erreichten und versuchte in dem Bereich wieder Stärke zu finden. Man könnte sogar sagen, sie stoppte abrupt die Weiterentwicklung. Ohne die Artikel 13 Geschichte hätte es auch vielleicht nicht für den einen Sitz im Europaparlament gereicht. Die Leute die diese historische Veränderung spürten und darauf eingehen wollten verließen aber eher die Partei.

    Chemnitz für Alle

    Seit der Bundestagswahl 2017 hat sich in meinem Mindset Vieles verändert. Die Piraten waren für mich nicht mehr die Antwort auf die Fragen der aktuellen Stunde. Man machte es mir teilweise sogar zum Vorwurf, dass ich ja doch nur der Pirat bin. Gleichzeitig ging es dem Kreisverband immer schlechter.

    Aber ich hatte Verantwortung. Für meinen Kreisverband, für viele Menschen um mich herum, für diese Stadt. Die Menschen und die Stadt mussten aber überwiegen. Aus dem Grund versuchte ich mit denen, die mir verblieben, diese notwendige Veränderung doch zu vollziehen. Seit dem Moment reifte auch Chemnitz für Alle. Ich suchte größere Netzwerke und wollte den radikalen Gegenentwurf zur AfD bieten. Die anderen Parteien waren auch ziemlich beeindruckt. Die FDP sagte z.B. wir seien „Marketingprofis“, in der Linken rechnete man uns 5 Sitze im Stadtrat aus.

    Schlussendlich wurde es wieder nur ich, da es nicht deutlich mehr Prozente wurden. Das hat mich selbst sehr enttäuscht. Aber ein Erfolg war es trotzdem. Denn wir hatten tatsächlich deutlich mehr Wählerinnen und Wähler erreicht. Wo es 2014 nur 4800 Stimmen waren, waren es diesmal fast 7000. Durch die enorm gestiegene Wahlbeteiligung waren das nur 0,08% mehr, aber ohne diese Veränderung und Anstrengung, wäre uns die gestiegene Wahlbeteiligung wohl kaum zugute gekommen.

    Neue Verantwortung

    Eigentlich sollte die Idee zu Chemnitz für Alle schon im Herbst des Jahres 2018 an die Öffentlichkeit. Doch dann kamen die furchtbaren Ereignisse infolge des Chemnitzer Stadtfestes. Damit man nicht wie Opportunisten aussah und das Parteienspektrum noch mehr zersetzte, lief Vieles auf Sparflamme.

    Alle Energie, alles Geld, alle Zeit floss danach aber in Chemnitz für Alle. Am Ende war vom Piratenkreisverband nichts mehr übrig. Nicht einmal mehr Menschen, die für diesen Verband Verantwortung übernehmen wollten. Diese Leute waren Teil von Chemnitz für Alle, zusammen mit Neuen Gesichtern.

    Was passierte nun mit dem Piratenverband?

    Der Verband beschloss, Ende letzten Jahres auf einer Hauptversammlung, sich aufzulösen. Dazu musste eine Urabstimmung durchgeführt werden. Jedes Mitglied hatte jetzt einen Brief im Briefkasten, auf dem es ankreuzen kann, ob der Verband bestehen bleiben soll. Ich habe zu meiner Stimme auch meinen Parteiaustritt eingepackt.

    Ich bin nicht mehr in der Lage, als Vorbild oder Ermutigung für Parteimitglieder zu dienen oder neue Mitglieder zu werben. Die Struktur lässt sich auch nicht weiter transformieren. Das nehme ich ihr nicht übel. Denn nicht in jedem Bundesland spürt man diesen Veränderungsdruck so stark wie hier.

    Und nun?

    Nun, ich hab noch etwa 4 Jahre Amtszeit und Chemnitz für Alle existiert noch. Das könnte mir als Basis genügen. Vielleicht tut es das, vielleicht auch nicht. Aber nach den 10 Jahren mache ich mir die Entscheidung nicht einfach, das könnt ihr mir glauben. Der Schritt, dieses hochpersönliche Projekt jetzt so umfassend zu beerdigen, tat weh.

    Ich habe dem Landesvorstand, der schlussendlich die Verantwortung über den Kreis Chemnitz der Piratenpartei übernimmt, meine Freundschaft und Kooperation angeboten. Mehr kann ich wohl nicht tun. Ich versuche ohne Groll zu gehen, denn die Partei hat mir 10 spannende Jahre und viel persönliche Entwicklung gegeben. Machts gut.

    P.S. Ich gehe im Beitrag absichtlich nicht detailliert auf politische Forderungen oder menschliche Probleme ein. Denn meine politische Arbeit konnte ich immer frei und ohne Diskriminierung ausleben. Und ja, auch in der Piratenpartei war das nicht immer selbstverständlich, sondern ein Privileg.


  • Kenia? Vielleicht doch das Beste, auf das wir hoffen konnten.

    Kenia? Vielleicht doch das Beste, auf das wir hoffen konnten.

    Die Landtagswahl haben Viele mit Schrecken oder Eifer erwartet. Selten wurde in Sachsen so verbissen Wahlkampf geführt. Und der Grund war ja auch gegeben. Selten hab ich so viele Menschen darüber reden hören, ob man nach der Wahl umzieht oder sogar in den Untergrund geht, weil man sich eine rechtsextreme Regierung nicht antun will. Nach dem ersten Vorgeschmack aus den Stadt- und Gemeinderäten in Sachsen, in denen die CDU unverhohlen mit Mehrheiten durch die AfD pokerte, wurde der Druck noch einmal höher.

    Rot-Rot-Grün war verdammt weit weg von Mehrheiten im Landtag. Nun haben wir genau eine Regierungsoption, die ich für gangbar halte. Kenia, oder Schwarz-Rot-Grün. Die SPD müsste sich wieder selbstmörderisch hinein stürzen, und würde weiter staatstragend tun. Oder sie müsste begreifen, dass die Frischzellenkur durch die Grünen helfen kann und die Arbeit, innerhalb und außerhalb einer Koalition, in Zukunft anders aussehen muss. Die sächsischen Grünen würden plötzlich Verantwortung tragen. Sie wären mit der Aufgabe und Herausforderung konfrontiert, FridaysForFuture und ihrem allgemeinen Aufwind eine Stimme geben zu müssen. Die CDU muss Zugeständnisse machen, die größer sind als die bisherigen an die SPD. Allein schon weil sie einen Vertrauensvorschuss bekommen hat, und das auch von Linken-, SPD- und Grünenwählern. Aber dazu später mehr.

    Warum keine Minderheitenregierung?

    Eine Regierung, die in Sachsen mit Toleranz durch die anderen Fraktionen im Landtag agieren müsste, wäre wohl in den aktuellen Mehrheitsverhältnissen eine ähnlich große Gefahr für die demokratische Kultur und den Zusammenhalt in Sachsen, wie Schwarz-Blau. Denn die CDU hat nun schon mehrfach unter Beweis gestellt, dass sie keine Berührungsängste hat, notfalls auch Mehrheiten mit der AfD oder sogar noch Schlimmeren herzustellen. Das könnte das Aus für Jugendhilfeeinrichtungen sein, für Rückzugsorte linker Kultur oder alternativer und freier Kultur allgemein, könnte noch mehr für einen Polizeistaat sorgen und am Ende vielleicht sogar unser Bildungssystem nachhaltig vergiften.

    Von der Situation, in der sich People of Color, Flüchtende, Migrantinnen und Migranten, LGBTQIA* und linke Aktivistinnen und Aktivisten dann befinden, will ich gar nicht erst anfangen. Für Sie bzw. Uns gäb es vermutlich gar keinen Unterschied zwischen Schwarz-Blau und einer von der AfD tolerierten Minderheitsregierung mit CDU-Beteiligung. Die AfD wird diese Situation auch wieder gut zu nutzen wissen. Nicht umsonst wurden die ersten Interviews wieder geprägt von „Sachsen hat bürgerliche Mehrheiten gewählt!“ um klar zu machen, dass alles abseits von Schwarz-Blau eigentlich nicht die Legitimation hat, die Bürger zu vertreten und man selbst doch Anspruch auf die Macht hätte. Die AfD ist aber nicht bürgerlich, sondern rechtsextrem.

    Wenn man auf der anderen Seite der Landtagswahl den Faschismus warten sieht, wirkt Kenia doch gar nicht so übel. Zumindest gewährt diese Koalition der Demokratie und den vorhin genannten Gruppen einen Aufschub und Raum zum Verändern der sächsischen Verhältnisse.

    Welche Rolle spielen die tatsächlichen Wählerstimmen und die Wanderung?

    https://twitter.com/PatrickSystral/status/1168500689418563584

    Es gab tatsächlich kleine Teile von SPD, Linken und Grünen, die der CDU Stimmen geliehen haben, damit sie stärker wird als die AfD. Das ist eine beinahe tragische Entwicklung, vor allem wenn man davon aus geht, dass die CDU zu einem großen Teil für diese Entwicklung mit verantwortlich ist. Wie beim Desaster von Görlitz ist sowas wohl der aktuelle Weg. Dort wurde ein CDU-Bürgermeister statt einem AfDler nur gewählt, da alle anderen zurück zogen. Das sollten sich diese Parteien aber nochmal ganz genau überlegen. Ich z.B. möchte nicht, dass so eine Variante auch zur OB-Wahl in Chemnitz zum tragen kommt.

    Wie weiter in Chemnitz?

    Um aus dieser Krise zu kommen, bedarf es einem eiligen Zusammenraufen von SPD, Linken und Grünen. Eine strahlende, Hoffnung-tragende Person von zumindest zwei dieser Parteien wäre notwendig, damit nicht das gleiche Debakel hier in Chemnitz noch einmal passiert. Auf lange Sicht muss sich in Sachsen politisch etwas bewegen, was den Menschen Zukunftsoptimismus, Wertschätzung und ein neues gesellschaftliches Miteinander bringt. Das kann durch mehr Infrastruktur im ländlichen Raum passieren, bessere Löhne, eine Grundrente, die Flaschensammeln und Verwahrlosung im Alter verhindert und vor allem viel Zuhören und Zeigen, dass man zuhört. Auch aus kruden Behauptungen und Forderungen lässt sich doch manchmal ein echtes und umsetzbares Anliegen herausfiltern. Das wird schmerzhaft und viel Arbeit, aber irgendwer muss es ja machen. Und die nächste Landtagswahl kommt bestimmt.


  • Da simmer wieder.

    Da simmer wieder.

    Hallo meine klugen und gut aussehenden Leserinnen und Leser,

    Ich dachte ich fange mal wieder an und bringe euch auf den Stand der Dinge.

    • Ich hab aus dem Wahl-Lostopf eine zweite Amtszeit gezogen
      • die ich aller Voraussicht nach innerhalb der Grünen-Fraktion verbinge.
    • Hier sieht Alles plötzlich anders aus!
      • Weiterhin ohne Cookies und mit SSL (Danke für eure vielen, nervigen Zuschriften deswegen. Die Wut bekam der ehemalige Hoster ab.)
    • Es gibt Chemnitz für alle noch!
    • Und ich hab Aufgaben für euch:

    Geht bitte wählen! Wie das geht hat unter anderem Nick Lange hier aufgeschrieben.

    Bis zum 30. August um 16Uhr ist noch immer Sofortwahl im Rathaus möglich, wenn ihr es Sonntag nicht schaffen solltet. Und es gibt tolle Menschen, die euch das Ganze noch etwas schmackhaft machen wollen. Wie z.B. die Buntmacher*innen am 31.08. mit Beverly Bernsdorf II (Facebookveranstaltung) oder Chemnitz Nazifrei mit ihrer Wahlabenderträglichkeitsrunde (Facebookveranstaltung). Außerdem hab ich extra für euch meine Lieblingsbadeente fotografiert.


  • Chemnitz für Alle!

    Chemnitz für Alle!

    Oh, ich hab ganz vergessen hier zu schreiben, was ich eigentlich gerade tue. Nämlich mit einem grandiosen Team für „Chemnitz für Alle“ kandidieren :D

    Hier geht’s auf die Webseite der Liste und zu meinem Vorstellungstext.