Schlagwort: Tech

  • Was passiert wenn Chemnitz hackt?

    Was passiert wenn Chemnitz hackt?

    Wenn in einer Stadt wie Chemnitz die Hacker von Nah und Fern eine Konferenz abhalten und sich ein komplettes Wochenende lang miteinander einschließen, kann man viele Sachen erwarten, viele schauderhafte Sachen. Was aber hierbei raus kommt, mag ich mal kurz umreißen:

    Auf jeden Fall ein Gewinn für Alle!
    Hacken ist völlig unverdient in Verruf und seit Jahren kriecht Chemnitz hinter seinen Möglichkeiten in Sachen Digitalisierung hinterher. Vor etwa anderthalb Jahren kam mir die Idee, dass es Zeit für ein spezielles Event wurde. Jetzt ist der Zeitpunkt da, dass es nach Verfügbarkeit der offenen Daten, für die meine Fraktion seit ihrer Gründung stritt, auch einen Hackathon zur Nutzung dieser offenen Daten geben musste. Es ist Zeit für eine Plattform und einen Kongress all Jener, deren persönliche Berufung es ist, mit Code-Schreiben die Welt zu verbessern und für alle einfacher und durchschaubarer zu machen. Neben diesem Ideal soll es natürlich auch Menschen eine Plattform bieten, die mit Code ihr Hobby ausleben und gern produktiv, mit Gleichgesinnten, ausleben wollen.

    Was passiert also wirklich wenn Chemnitz hackt?

    Der Wunsch der Ausrichtung einer solchen Veranstaltung wurde mir in dieser Zeit im Rahmen der Kulturhauptstadtbewerbung durch die Chemnitzer Wirtschaftsförderung und durch andere Akteure immer mal wieder bekräftigt, sodass ich mich an die Adresse wandte, die seit ihrer Gründung ebenfalls alles für dieses Ziel gab. Ich wollte aber nicht nur anschubsen, sondern auch helfen.
    Dank CodeForChemnitz und ihren Partnern in diesem Event haben wir nun vom 28.-29.10. ChemnitzHackt, den ersten Hackathon, dessen Projekte sich vordergründig an den offen in der Stadt verfügbaren Informationen orientieren. Ich freue mich riesig, dass dieses Projekt zustande kam, zu dem ich durch den Wahlkampf leider nicht so viel beitragen konnte wie ich vielleicht wollte. Spannende Projekte, was man mit offenen Daten so anfangen kann, findet ihr auf den bereits verlinkten Websites.

    Die Anmeldung ist ebenfalls noch offen und aktuelle Infos gibt es unter anderem über den Twitteraccount von ChemnitzHackt. Die Spannung steigt ;-)


  • Die Geschichte des Breitbandausbaus ist eine Geschichte voller Missverständnisse.

    Die Geschichte des Breitbandausbaus ist eine Geschichte voller Missverständnisse.

    Was waren die Schlagzeilen groß. Landauf und Landab wurden endlich die Förderbescheide für den Breitbandausbau bewilligt. Auch Chemnitz sollte 40 Millionen Euro für den Netzausbau kriegen. Sofort eilten die Politiker der großen Koalition und der Koalitionen auf Landesebene bildlich gesprochen aufs Podest um sich neben imaginäre Checks zu stellen.
    Nun werde ich bei allem erst einmal skeptisch, was die da oben mit den Kabeln in der Erde vor haben. Diese Kompetenzlücke klafft so groß, dass sie sogar einer FDP aufgefallen ist, deren Expertise zumindest in Zweifel gezogen werden kann. Aber zu viel wurde bisher schon verschenkt und verkackt. Also hab ich nachgefragt.

    Im ersten Moment scheint die Antwort wenig aufschlussreich. Aber was heißt es denn genau?

    Der Bund und das Land bezahlen voraussichtlich die von der Stadt Chemnitz beantragte, passive Glasfaser bis ans Gebäude. Diese Verlegung der reinen Faser ohne Anschluss oder Betriebstechnik lässt offen, welche Internetanschlüsse und Betreiber dieses Netz dann zu bieten hat. Diese FTTB (Fibre to the Building) Grundstruktur lässt nämlich erneut auch die VDSL-Technik zu, welche deutlich geringere Bandbreiten verspricht als ein reiner Glasfaseranschluss. Das ist die Technik, mit der die Telekom die Kosten zu drücken versucht um die sehr kurz gegriffenen Ziele der Bundesregierung von 50Mbit/s bis 2018 zu erfüllen.
    Damit verbaut man leider auch die FTTH (Fibre to the Home) Option, bei welcher die eigene Wohnung bis zum Hauptverteiler durchgängig mit Glasfaser bedient wird. Diese Technik lässt aktuell schon Geschwindigkeiten bis 2500Mbit/s zu, statt 200Mbit/s über VDSL Vectoring. Die Stadt will die Glasfasern nach der Verlegung in Eigenregie dann verpachten und weiß noch nicht so recht, ob und welche Bedingungen sie stellt. Hier bleibt zu hoffen, dass der Pächter die bestmögliche und nicht die billigste Technologie anwendet. Alles andere würde wohl dafür sorgen, dass ich weiter und nachhaltig über den Netzausbau in Chemnitz jammern kann und unser Land im internationalen Vergleich weiter deutlich abgehängt bleibt. Und es heißt auch, dass ihr diese primitiven, leicht abzuhörenden und sehr störungsanfälligen Kupferdrähtchen für euer Internet benötigt. Zumindest dass Chemnitz kein neues Google hervor bringt, sollte langsam klar sein ;-)


  • Bildung – ein Rant mit philosophischem Ende.

    Bildung – ein Rant mit philosophischem Ende.

    Das ist ein Thema worüber ich eine gute Stunde lang hindurch ranten könnte. Heute las ich einen Artikel darüber, wie veraltet Beamer schon wieder sind und wunderte mich darüber kein bisschen. Doch bei Anderen ist das ein heißes Thema. Jetzt sind riesige Touchscreens und interaktive Whiteboards ja der heiße Scheiß.

    Warum staunen und freuen wir uns aber über solche Entwicklungen? Im Grunde vereinen diese Dinger auch nur die immer gleichen Lehrmethoden, die wir früher vielleicht mit Polylux(Overheadprojektor), Fernseher und Kreidetafel gesehen haben. Die gleiche Unterrichtungsart wie im 19. Jahrhundert prägt unsere Schulen. Ein nettes Gimmik, wie die sehr teure digitale Wundertafel, soll den Staub entfernen. Der Staub aber liegt ganz woanders.

    Schüler sind nicht doof. Spätestens nach einem guten Schuljahr haben sie dann auch gerochen, dass da vorn noch immer die einschläfernde Stimme des Fachlehrers ihre Aufmerksamkeit haben will und dass man ja keine Stunde verpassen darf, um nicht den Anschluss zu verlieren. Die gleiche Kultur mit neuer Technik. Das bräuchte es aber eigentlich nicht.

    In MOOCs(deutsch offener Massen-Online-Kurs) lehren die Tech-Größen ihren Mitarbeitern neue Fähigkeiten und veranstalten Universitäten gewaltige Kurse, um ihr Wissen besser zu verteilen. Man bekommt ein Video, interagiert, wird getestet und nach ein paar Stunden kann man neue und nützliche Fähigkeiten sein Eigen nennen. Lehre wandert vom aktuell großen Bildschirm zum eigenen Gerät und in die eigene Privatsphäre.

    Aber auch das ist wieder Denken aus einem bestimmten Winkel heraus. Die Frage ist hier: Wie bekomme ich meine Schäfchen schnellstens, effektiv und komfortabel qualifiziert. Aber was wollen wir von der Bildung im digitalen Wandel und in einer Welt, in der Computer unser Denken sehr bald schon überflügeln? Wo andere Fähigkeiten vom Menschen erwartet werden als Wissen anzuwenden und sich wiederholende Tätigkeiten bis zur Verrentung durchzuführen.

    Bildung ist ein Selbstzweck.

    Das unterstreiche ich gerne. Zu meiner Schulzeit wurde man noch darauf getrimmt wie man den bestmöglichen Schulabschluss bekommen müsse um ja mal eine gute Arbeit zu finden und im Leben erfolgreich zu sein. Aber Wissen und Bildung sind von sich aus ja schon Fähigkeiten, die jedes Leben ungemein bereichern können. Bildung führt dazu, dass wir neue Wege finden, bisherige Grenzen überschreiten und die Menschheit als Ganzes bereichern und voran bringen. Ab einem gewissen Punkt werden wir dazu auch alte Schranken niederreißen und das Konzept neu denken müssen. Mehr freie Entfaltung erlauben und an einer inklusiveren Gesellschaft arbeiten müssen, welche Andersartigkeit zelebriert und nicht grundlegende Dienstleistungen z.B. nur bis Mittwoch-Mittag verfügbar sind oder der Weg des Schemas F gegangen werden muss, um weiter gehen zu dürfen.

    Was hindert uns daran?
    Bildung ist eins der dicksten, wenn nicht das dickste Brett, wenn es um die Politik geht. Der Lebensweg der Menschen muss möglichst berechenbar sein und wird immer mit dem eigenen Maß gemessen. Der Politiker ist ja keine Glaskugel sondern auch nur ein Mensch, der alles unter einen Hut bringen will. Jeder, der jetzt in einer Position ist, an dieser Baustelle zu rütteln, hat ein gewisses System durchlaufen, dass ihn ja weit gebracht hat. Warum sollte man also an den Grundpfeilern sägen?

    Ich kann nur sagen, ich war froh, als ich mein letztes Zeugnis aus der Allgemeinbildung in den Händen hielt und z.B. die gute Bewertung in Mathe darauf sah. Ohne schriftlich dividieren zu können hatte ich dieses System besiegt. Aber ist dieser Kampf wirklich nötig?


  • Der Macbookarbeitsplatz und die Generation Y: Eine Skizze

    Der Macbookarbeitsplatz und die Generation Y: Eine Skizze

    Achtung! Was folgt ist mehr als Kunst und lose Gedanken zu verstehen.


     

    Es ist doch eigentlich ganz einfach!
    Wir wollen keine festen Arbeitszeiten von 9 bis 17Uhr, aber planbare Freizeit.
    Wir wollen Zuhause und Berufsleben klar trennen können, aber nicht in die ‚Firma‘ fahren.
    Wir wollen viele nette Kollegen mit denen wir kooperieren, aber keine Blicke über die Schulter.
    Wir wollen unseren Arbeitsplatz gestalten, mieten uns aber in Coworkingspaces ein.
    Wir sind immer online, aber ungern für irgendeinen Chef erreichbar.

    Und wenn man all Dies schafft, ist man vermutlich prekärer Selbstausbeuter in der Kreativbranche, der von einem Rentenanspruch nur träumen kann, hat das hippe eierlegende Wollmilchsau-Startup gefunden oder hat eine gute Quelle für Ritalin.

    Natürlich treffen diese Wünsche nicht auf alle Mitglieder meiner Generation zu, aber es skizziert einen glamourösen Lebensstil zwischen MacBook, unbehandeltem Holz, ausgefallenen Koffeingetränken und guter Laune. Aber es wird glaube ich klar, was da vor sich geht. Vieles davon ist von einem instinktiven Abwenden von einer gefühlt überholten Arbeitswelt geprägt. Von einem Drang, einer uniformen Leistungsgesellschaft mit falschen Prioritäten zu entkommen. Und viel zu oft endet das in Burnouts, Depressionen oder anderen Verhaltensauffälligkeiten.


  • Internet in Chemnitz – Happy End?

    Tia, da wären wir wieder. Wir reden wieder darüber, wie sehr meine Stadt vom Internet abgeschnitten ist und bleibt. Das ist aber kein willkürlich gewählter Zeitpunkt.

    Zum Ende dieses Jahres hört die ‚eins energie‘ damit auf, die Glasfaser in Chemnitz zu verlegen und lehnt sich entspannt zurück. Ihr Werk, 60.000 Haushalte damit auszustatten, ist dann verrichtet. In Chemnitz gibt es aber mehr als doppelt so viele bewohnte Haushalte.

    Aber werfen wir mal einen Blick auf die Karte der ‚eins energie‘. eins-energie-karteIn Röhrsdorf, Borna, Furth, Hilbersdorf, Ebersdorf, Rottluff, Rabenstein, Schönau, Siegmar, Reichenbrand, Grüna, Mittelbach, Stelzendorf, Teilen von Morgenleite, Altchemnitz, Reichenhain, Erfenschlag, Adelsberg, Kleinolbersdorf-Altenhain, Glösa und Euba wurde keine Faser verlegt. Man könnte sagen etwas weniger als ein Drittel des geografischen Stadtgebietes wurde mit der zukunftsfähigen Faser bedacht. Natürlich gucken deswegen noch nicht alle anderen in die Röhre, aber Röhre ist dabei wieder ein gutes Stichwort. Alternativ bieten sich in einigen der Stadtteile zumindest die Kabelnetzbetreiber an. Leider machen diese trotz großspuriger Ansagen zum Ende von 2015 aber noch keine viel bessere Figur als vorher. In einigen Stadtteilen hat es sich gebessert, in anderen fällt das Netz noch immer sehr häufig aus oder bricht von der Geschwindigkeit auf ein Niveau ein, welches z.B. Streamen über Netflix unmöglich macht.

    Aber da gab es doch noch diese Ziele der Bundesregierung!

    Ja, was ist eigentlich damit? Die Landesregierung wirbt mit beschönigten Grafiken, in denen auch für die Grundversorgung wenig geeignete UMTS und LTE-Anschlüsse und öffentliche WLAN-Anschlüsse, wie z.B. die Freifunk-Knoten, mit inbegriffen sind. Diese liefern aber im Schnitt natürlich nicht annährend die angepeilten 50 Megabit und sind auch nicht dafür da, die Grundversorgung mit Internet zu übernehmen. Wenn da also nicht bald noch etwas passiert, werden diese Ziele weit verfehlt, selbst in unserem schnuckeligen und wirtschaftlich durchaus interessanten Ballungsraum. Chemnitz ist nach aktueller Statistik etwa zu 72% mit Internet um die 50 Megabit versorgt. Das Zahlen aber nicht Alles sind, hab ich ja oben bereits angedeutet.

    Aber wir haben doch noch die Telekom! Die haben bestimmt einen Plan.

    telekom-karteKlar haben sie einen Plan. Der Plan nennt sich VDSL-Vectoring. Nachdem es ja nun ein wackeliges ‚Go‘ von der EU und der Bundesnetzagentur gab, hat die Telekom ein paar neue Ausbaugebiete für Chemnitz angekündigt. Diese sind auf der Grafik blau markiert und hier noch einmal genauer zu betrachten. Das dunkle Lila ist übrigens die Glasfaser. Sieht nicht ganz so schick aus wie bei der ‚eins energie‘, oder?

    Diese blauen Bereiche bedeuten, dass die dort bestehende DSL-Infrastruktur, die bisher eher so 2 bis 16 Megabit liefert, mit ein paar neuen Verteilerkästen oder Umbauten in den Kästen auf bis zu 100 Megabit aufgebohrt wird. Dummerweise handelt es sich dabei auf den letzten 100 Metern aber um die im Schnitt 0,6mm dünne Kupfer-Doppelader, aus der sich perspektivisch nicht mehr viel heraus pressen lässt. Für schnelle Zielerreichung ist das nett, mit zukunftstauglicher Technologie hat das aber nicht viel zu tun. Billig und schnell war hier die Devise. Da fühlen sich dann einige Leute spätestens 2025 wieder abgehängt. Dazu teilen sich dort viele Kunden ein Kabel und sind nur virtuell von den anderen Anschlüssen entkoppelt.

    Die Kooperation mit der ‚eins energie‘ für den Glasfaserausbau wird man wohl auch nicht verlängern wollen, da diese den Glasfaseranschluss perspektivisch nun selbst vermarkten wollen. In Bad Elster kann man das sogar schon bestellen. Die Upload-Geschwindigkeiten sind dort allerdings eher dürftig.

    Was bleibt noch zu sagen? Es bleibt spannend. Und wer billig Infrastruktur baut, baut zwei Mal.


  • Chemnitz 2030 – Eine Utopie oder ein normaler Shopping-Ausflug?

    Chemnitz 2030 – Eine Utopie oder ein normaler Shopping-Ausflug?

    Es ist Samstag Mittag. Ich benötige eine neue Stehlampe, am besten mit Ladefunktion für meine Kleinstgeräte. Die Onlinesuche zeigt mir 3 passende Leuchten an, eine davon ist in meiner IKEA-Boutique verfügbar.
    Auf meiner Smartwatch tippe ich auf den Knopf, der aussieht wie eine Autosilhouette. Es kommt eine Meldung zurück: „Ein Fahrzeug kann in 10 Minuten an ihrer Zuhause-Parkposition stehen. Welches Ziel haben Sie?“
    Ich sage ich will ins Stadtzentrum. Ein freundliches grünes Häkchen erscheint und ein Timer von 9 Minuten und 40 Sekunden startet.
    Ich mache mich in Ruhe fertig und gehe nach unten. Das Fahrzeug steht da. Ich halte den Arm mit der Smartwatch kurz an die Tür des Fahrzeuges. Sie öffnet sich.
    Ich steige ein und bemerke die Gesellschaft. Es gibt keine eindeutige Fahrerposition mehr und neben mir sitzt eine Person mit dem gleichen Ziel. Der Sitzabstand ist großzügig und respektiert die Privatsphäre. Das Fahrgefühl ist deutlich angenehmer als in Bussen und auch nicht so privat wie im eigenen Fahrzeug. Ich nutze diesen Service seit 2 Jahren. Ich bin Abonnent dieses monatlich kündbaren Carsharing-Service und habe mich wegen der einfachen Bedienung der App und der günstigen Flatrate von nur 30€ dafür entschieden. Als innerstädtischer Nutzer sind meine Fahrtwege nicht übermäßig lang, deshalb ist das Angebot hier deutlich günstiger als im Erzgebirge mit 50€.
    Der Straßenraum hat sich im letzten Jahr stark verändert. Es gibt nirgendwo mehr Poller, riesige Verkehrsschilder oder Ampelanlagen mehr. Die intelligente Vernetzung der Fahrzeuge und Bodenampeln für die Fußgänger haben die Verschandelung der Umwelt mit Vekehrsleitfunktion vollkommen abgelöst. Trotzdem gibt es quasi keine Verkehrsunfälle mehr. Auch Falschparken findet nicht mehr statt. Dafür mussten allerdings alle Fahrzeuge vor 2 Jahren mindestens mit Heads-Up-Displays und autonomen Bremsen nachgerüstet werden, wie es etwa zur Jahrtausendwende mit der dritten Rückleuchte der Fall war. 1000€ kostete das die Halter von Fahrzeugen, die ihr Vehikel vor 2019 erworben haben. Viele waren davon nicht betroffen, das Privatauto ist kein beliebtes Modell mehr gewesen.
    Die Straßen wurden schon in den 2020ern Schrittweise verengt und mehr begrünt. Es gab schnell mehr Aufenthaltsräume und sogar neue Baugrundstücke in der Innenstadt. Historisch gewachsene Straßenzüge sind kaum mehr aus zu machen. Das Fahrzeug hält am Stoppoint der ehemaligen Zentralhaltestelle und meine Zufallsbegleitung und Ich steigen aus. Wir kannten uns schon von mehreren gemeinsamen Fahrten und verabschieden uns freundlich. Ich hab Sie mit 4 von 5 Punkten in der Sharing-App bewertet. Mit 5 Punkten würde meine Fahrt für eine tolle Begleitung leicht verzögert werden, mit weniger als 3 Punkten ebenfalls, um eine andere Begleitung oder ein freies Fahrzeug zu finden. Mit Menschen mit nur einem Punkt muss ich gar nicht das Fahrzeug teilen. Auf dieser Liste steht momentan nur mein Zahnarzt.
    Ich spaziere entspannt in Richtung der Boutique. Die Uhr fragt mich, wann ich gedenke zurück zu fahren. Ich sage ihr, dass es etwa eine Stunde dauern kann.
    Das Fahrzeug fährt unterdessen in eine Tiefgarage außerhalb des Stadtringes, wo es per Induktion geladen wird und weiteren Personen zur Verfügung steht. Tankstellen und selbst Ladestationen gibt es keine mehr im öffentlichen Straßenraum. Es gibt auch nur rund 500 autonome Fahrzeuge, die das Stadtzentrum anfahren. Bei Großveranstaltungen können damit potentiell 2500 Menschen autonom und gleichzeitig in die Stadt gefahren werden. Parkhäuser wurden schon vor 5 Jahren Schritt für Schritt zurück gebaut. Dieses Jahr geht ebenso das Kohlekraftwerk in Chemnitz außer Betrieb. Was für ein Segen für das Gewissen und bei der Nutzung der vielen Technik.

    In der Innenstadt gibt es so gut wie keine Läden mehr. Alle Geschäfte haben eine Event- und Ausflugs-Charakteristik, sonst können sie sich an diesem Standort nicht halten. IKEA waren unter den Ersten, die dieses Konzept adaptierten. Ich bin nun 42 Jahre alt und werde doch langsam zum Gewohnheitstier, deshalb spricht mich deren Angebot noch immer an. An der Tür treffe ich Piru und noch ein paar andere Freunde, die meinen IKEA-Ausflug über soziale Vernetzung mitbekommen haben. Verspätung ist in den letzten Jahren immer unwahrscheinlicher geworden. Wir gehen gelassen durch die Boutique auf ca. 500 Quadratmetern, das Restaurant nimmt die gleiche Fläche ein. Ich sehe die gesuchte Lampe und halte meine Uhr an den Sensor daneben. Daraufhin kann ich sie virtuell in meinem Wohnzimmer platzieren und bekomme einen noch besseren Eindruck. Nach meiner Bestätigung spricht meine Uhr wieder zu mir: „Die Ware ist im Versandzentrum Neefepark verfügbar und kann per Drone innerhalb von 30 Minuten geliefert werden.“
    Ich drücke die Meldung weg und vereinbare einen Liefertermin im Vorabend, wenn ich Zuhause bin. Bezahlt ist die Ware damit bereits.
    Nach dem Einkauf geht es ins Restaurant. Die Gespräche arten ein wenig aus und so kommt es, dass ich die Schlummertaste meiner Auto-App dreimal drücken muss, welches die Abfahrt jedes Mal um 10 Minuten verschiebt. Das Sozialisieren ist der wichtigste Grund für den Besuch der Innenstadt.

    Als ich wieder am Stoppoint stehe kommt ein anderes Fahrzeug meines Services angefahren und sammelt mich ein. Bei mir Zuhause ging vor 10 Minuten ein Hinweis an, dass ich in ca. 20 Minuten Zuhause bin, da ich die Abfahrt dieses Mal nicht verzögert habe. Das hat schon so manches Mal die Essensplanung erleichtert. Später mache ich mit Freundin und Kindern noch einen Ausflug mit dem geteilten Fahrzeug. Die Family-Option für verschiedene Autodienste ist in der 5-Zimmer-Wohnung bereits im Mietpreis enthalten. Wir machen einen Spaziergang durch das Augustusburg von 1820, dank Augmented Reality. Am Vorabend trifft pünktlich die Drone vor meinem Fenster ein. Im Umfeld der Lampe laden alle meine Geräte wieder voll, ich benötige eine Woche keine Ladung mehr.

    Ich hoffe diese Geschichte hat den Lesern gefallen. Die Tankstelle im Bild an der Ecke Annen-/Brauhausstraße ist inzwischen das kleinste Hotel der Stadt. Gestaltet die Zukunft mit und macht euch Gedanken wie beispielsweise ein sinnvoller Datenschutz in dieser Welt gewährleistet werden kann. :)


  • Pokémon GO

    Pokémon GO

    Die Taschenmonster erfreuen sich gerade wieder großer Beliebtheit. Kein Wunder, das Spielprinzip ist in etwa jenes, auf dass Spieler in Europa (inklusive mir) seit 16 Jahren warten. Nostalgie lässt sich im Spielesektor auch super melken, dass wissen Nintendo, Gamefreak und Niantic, die Entwickler des Spiels, natürlich auch. Solche GPS-gestützten Augmented Reality Spiele haben aber auch einige Schattenseiten. Einerseits lassen sie sich nicht ohne umfassende Positionsdaten vom Spieler auf Servern umsetzen, andererseits sind Daten- und Stromverbrauch gewaltig hoch. Aber was nimmt man nicht alles in Kauf um seine geliebten Pikachus und Shiggys einsammeln und kämpfen lassen zu dürfen?

    Es gibt noch eine größere Angelegenheit: GPS-gestütztes Spielen und willkürlich gesetzte Spots auf Karten, locken auch kriminelle Energie und sorgen derzeit dafür, dass viele Spieler ihre Schlafenszeit deutlich überziehen. Die Spieler laufen auf der virtuellen Karte oftmals ohne viel Aufmerksamkeit für ihre Umwelt herum. Das sorgt für Probleme: In den USA wurden schon eine Menge Raubüberfälle im Rahmen des Spiels gemeldet und eine Person stolperte schon über eine Leiche. Man kann andere Spieler gezielt anlocken und hat als Räuber zumindest den Durchschnittslohn von einem Smartphone im Wert von ca. 200€. Auch Verkehrsunfälle provoziert so ein Spiel, sodass man sich nicht ungern auch Bodenampeln wünscht. Ein befreundeter Spieler ist neben mir letztens an einen Poller gelaufen. Sah witzig aus, sollte aber ein Warnsignal sein. Was bedeutet so ein gefährliches Spiel für die Spieler und ist Niantic sich dessen bewusst?

    Die Datenschutzerklärung hat es in sich! Niantic hat bei Ingress und Pokémon GO, quasi in vorauseilendem Gehorsam, folgende Regelungen eingebaut:

    Wir arbeiten mit der Regierung, mit Strafverfolgungsbehörden oder privaten Beteiligten zusammen, um das Gesetz durchzusetzen und einzuhalten. Wir könnten jegliche Informationen über Sie (oder über das von Ihnen ermächtigte Kind), die sich in unserem Besitz oder Kontrollbereich befinden, an Regierungen oder Strafverfolgungsbehörden oder private Beteiligte offenlegen, wenn wir es nach unserem eigenen Ermessen für notwendig und angemessen erachten: (a) um auf Ansprüche, Gerichtsprozesse (einschließlich Vorladungen) zu reagieren; (b) um unser Eigentum, unsere Rechte und unsere Sicherheit, sowie das Eigentum, die Rechte und die Sicherheit von Dritten oder der allgemeinen Öffentlichkeit zu schützen; und (c) um jegliche Aktivität, die wir als illegal, unethisch oder rechtlich anfechtbar erachten, aufzudecken und zu stoppen.

    Das klingt ziemlich böse, ist aber vermutlich die einzige Möglichkeit zu verhindern, dass solche Spiele verboten werden. Wer Pokémon GO spielt, dem sei ein extra Smartphone und extra Google-Account empfohlen, denn das Spiel nimmt sich auch alle Daten aus eurem Google Konto. Der Strafermittlung steht damit trotz allem nichts im Weg. Und passt zu Hölle nochmal auf euch auf und geht Nachts nicht allein auf Pokémonjagd!

    Team Weisheit, huh!