Kategorie: Ratstagebuch

  • Rücktrittforderung empört euch? Dann habt ihr den Punkt nicht verstanden.

    Rücktrittforderung empört euch? Dann habt ihr den Punkt nicht verstanden.

    Niemanden wäre zu vermitteln, dass die Stadt am Küchwald die dritte 50-Meter-Halle baut[…]

    lautet es in der gemeinsamen Pressemitteilung von Linken, SPD und Grünen.
    Man kann 13.000 Unterzeichner einer Petition natürlich Niemand nennen, aber dann muss man auch in Kauf nehmen, dass die Bevölkerung mit der flachen Hand auf die Stirn schlägt. #Elfenbeinturm

    Nicht nur die Sportler begreifen nicht, wie sich die Stadtverwaltung und viele Fraktionen auf eine in Auftrag gegebene Studie zur Wasserfläche der TU-Chemnitz, die damit gegen ihre eigenen Interessen handelte, berufen können oder den Vergleich mit Dresden und Leipzig suchen. Schlüssel sind das eine, regionale Besonderheiten das andere. Nicht über jede Stadt lässt sich ewig die gleiche Schablone legen. Das haben die Stadträte, z.B. auch beim langjährigen Protest gegen die Schulnetzplanung vom Land, oft unterstützt. „Chemnitz ist nicht Dresden oder Leipzig“, hört man zu anderen Gelegenheiten gebetsmühlenartig ertönen.

    Nach zig Bäderschließungen und aktuell bereits auftretenden Engpässen, will man die einzige, halbwegs geeignete Trainingsstätte sanieren, welche nach Schließung der blauen Maus wohl für Polizeisport, TU-Sport, Sportschule, Sportgymnasium, Schwimmunterricht und Vereinstraining so wichtig wäre. Die Schülerzahlen der frisch rausgeputzten und topmodernen Sportschule werden dabei z.B. auch sehr vom Schwimmsport gezogen. Und wir haben zu einem Zeitpunkt jetzt die Gelder eingestellt, zu dem das Gablenzer Hallenbad vielleicht noch im Bau ist, das neue Bernsdorfer noch nicht mal fertig geplant ist und das Stadtbad wie immer sowieso voll ist, weil es für über die Hälfte der Chemnitzer die nächste Schwimmhalle ist. Man hat auch formell leider die ganze Zeit gegen dieses Projekt gearbeitet. Mit der Absage eines bestens vorbereiteten Petitionsausschusses beispielsweise. Dabei sind die Petenten übrigens nicht gegen die Sanierung ihrer traditionellen Halle. Die sehen sie aber als Pflichtprogramm, nicht als Zugeständnis im Rahmen der Sportforumsanierung.

    Was kann man nun noch tun?
    Die Stadt muss umfassend mit den Schwimmclubs und Einrichtungen kooperieren, damit Schwimmunterricht nicht ausfällt, ob für die kleinen Seepferdchen an den Chemnitzer Grundschulen oder die Großen in den städtischen Vorzeigeschulen. Auch Zugeständnisse für den Vereinssport in der Planungs- und Bauphase sind von Nöten. Ein stufenweiser Bau mit Weiternutzung wäre wohl das Beste. Und beten könnte man auch, dass unser Stadtbad nicht wieder von einem Hochwasser erwischt wird, auch wenn ich nicht gerade religiös bin.

    Achso, die Rücktrittsforderung … Ja, verständlich. Aber hier muss ich Herrn Schinkitz mal auch in Schutz nehmen. Seiner Anspannung und seinem Handeln kann man nämlich entnehmen, dass er sehr oft auch in seiner eigenen Fraktion und in der Koalition für den Sport kämpfen muss. Aus dem Grund stellt man sich auch geschlossen hinter Ihn. Über so etwas muss man als Politiker aber im Endeffekt drüber stehen und darf sich nicht im Niveau herunter ziehen lassen. Drohgebärden und Rücktrittsforderungen gehören dann und wann zum Spiel. Die Empörung und Marginalisierung, die aus der Pressemitteilung trieft, ist daher mehr als unwürdig.


  • Warum ich aktuell noch immer Nein zum CFC sage

    Warum ich aktuell noch immer Nein zum CFC sage

    Ja, es wurde viel diskutiert. Viele neue Fehler und Baustellen tauchten auf und immer mal wieder sah man aber auch Zugeständnisse.

    Vor allem die Erklärung des Aufsichtsrates und Vorstandes hat mich positiv überrascht, sowie der Wille, seine Ämter zur Verfügung zu stellen. Doch wie glaubhaft ist das alles? Gibt man sich wirklich Mühe?

    Das Timing war hierbei besonders spannend. Erst werden Vorstand und Aufsichtsrat in einer nicht-öffentlichen Besprechung mit einigen Fraktionen (und meiner Wenigkeit), zumindest laut ihrer Auffassung, ordentlich zusammen geschissen. Daraufhin kam die Erklärung, in welcher man sachlich und nett auf die Kritik einging.
    Kurz darauf stellten dann auch die Verantwortungsträger ihre Ämter zur Verfügung, von Rücktritt kann dabei allerdings keine Rede sein. So wie ich es von vielen Seiten gehört habe, werden die Personalien nur mal kurz im Würfelbecher geschüttelt und kommen dann wieder aufs Spielfeld. Die Eindrücke von der Mitgliederversammlung sprechen eine ähnliche Sprache. Das alles aber nur zu den weichen Faktoren wie Fehlerkultur und menschlichem Auftreten.

    Es ist nicht an der Zeit, eine Personaldiskussion zu führen.

    Die harten Fakten: Der CFC hat es massiv verbockt. Die Verträge sind schlecht, man kam seiner Aufsichtspflichten ungenügend nach und tolerierte zu lang die Abwesenheit von Geschäftsführern.
    Die Stadt Chemnitz hat es aber auch verbockt. Man hat einen Verein, der sich noch nicht einmal über die finanziellen Auswirkungen der dritten Liga im klaren war, vor die Wahl gestellt. „Entweder ihr übernehmt wenigstens die Betriebskosten, oder ihr bekommt kein Stadion.“
    So könnte man die Pistole auf der Brust mal genauer umreißen. Dem CFC hätte in diesem Moment dann aber auch klar sein müssen, dass hier nicht unbedingt im Sinne des Vereins gehandelt wird, sondern er nur eine Projektionsfläche für ein neues Prestigeobjekt und für die Befriedung der Fans sein sollte, ein Werkzeug also. Als Stadt gab man sich nicht einmal besonders viel Mühe, das Ding ordentlich zu projektieren und planen zu lassen. So musste unter anderem für Parkplätze und andere Selbstverständlichkeiten ein weiterer Beschluss her. Eine moderne Anzeigetafel, wie sie zu so einem Stadion gehört, musste der CFC dann sogar auch noch selbst zahlen.

    Aber Herr Hänel blieb in diesen Angelegenheiten still und reserviert, wie es seine Natur ist. Schirmt den großen Gönner, die Stadt und die OB, sogar mit seinen Formulierungen vor jeder Kritik ab. Was bleibt ihm auch anderes übrig, wenn man dringend noch einmal Geld benötigt. Die Stadt verhielt sich gegenüber uns Stadträten auch alles andere als kooperativ. So dürfen wir nur unter Aufsicht, zu einem vorher zu vereinbarenden Termin, das Sanierungsgutachten einsehen. Der TTIP-Lesesaal lässt grüßen. Das macht mich auch hinsichtlich meiner Erkältung sehr sauer. Denn ich hätte das Dokument wohl längst gelesen, studiert und kreuz- und quer analysiert. Vielleicht schaff ich das auch noch bis Freitag, aber viel Neues wird es wohl nicht enthalten.

    Dafür spricht auch der Änderungsantrag von SPD, CDU/FDP und Linken (PDF). Darin sind ein paar Sachen festgehalten, die der CFC selbst zugestanden hatte. Vieles davon verspricht aber weiterhin keine Lösung, dafür aber zumindest hoffentlich mehr Transparenz als bisher. Der einzige Absatz, den der Änderungsantrag einfügte, der mich ein wenig hätte beruhigen können, ist:

    Der CFC prüft gemeinsam mit der eins energie die qualitativen und quantitativen Personalanforderungen und die Personalausstattung. Das Ergebnis ist dem Aufsichtsrat des CFC vorzulegen.

    Und auch hier hat man wieder einen Fehler gemacht. Ja, an anderer Stelle soll die eins energie umfassend finanziell Aufsicht bekommen. Aber was hat die eins energie dann davon, die Personalanforderungen fair und auch so zu gestalten, dass diese Aufsicht nicht mehr notwendig wird? Das war einer der Punkte, der mich an der ganzen Geschichte fürchterlich aufregte. Der CFC gibt zu, dass er es nicht kann und übergibt deswegen jegliche Verantwortung an die erfolgreichsten Betriebe mit städtischer Beteiligung. Alle dem Sport fern, aber Hauptsache man wendet sich nicht an einen anderen Verein. Wie soll er dabei als Verein und Betrieb aber die Kompetenzen entwickeln um im gnadenlosen Profisportgeschäft des Fußballs überleben zu können?

    Im Verein sollten in Zukunft nicht mehr Diejenigen den Ton angeben, welche die loyalste Einstellung zum Verein, das höchste Spendenaufkommen oder die meisten Gefälligkeiten im VIP-Raum ihr Eigen nennen können. Das kann man im Amateursektor so machen, hier aber nicht mehr. Hier müsste hart nach wirtschaftlicher Kompetenz neu aufgerollt werden, die Expertise in den eigenen Reihen hinterfragt und deutlich aufgebohrt werden. Alternativ wäre auch eine schillernde und Mut machende Figur gut, die dafür sorgt, dass neue Mitglieder in den Verein strömen und somit zur Gesundung beitragen. #Ziel10000PlusXMitglieder Das will man aber scheinbar auch nicht tun. Genau das ist das Signal, was ich aus dieser ganzen Sache mitnehme. Man will eigentlich nicht. Stadt, gibt erstmal Geld, dann sehen wir weiter. Und genau dieses Signal wird mit der Wiederwahl der aktuellen Vorstände im Januar auch verstärkt werden, da bin ich mir beinahe sicher.

    Was die Anerkennung der gesellschaftlichen Verantwortung betrifft, auf die sich die Erklärung von Vorstand und Aufsichtsräten noch bezog, davon ist im Antrag gleich gar nichts mehr zu sehen. Der einzige Punkt, der das vage andeutet ist:

    Vermietung und damit auch Öffnung des Stadions an bzw. für andere vereinssportliche und außersportliche Aktivitäten.

    Ja, das ist nett. Allerdings schrieb man das schon im Stadionbeschluss fest, dass dieses Schmuckkästchen für derlei Aktivitäten mit genutzt werden soll. Und das geht auch am Thema vorbei. Denn der CFC soll nicht nur passiv für den Stadtteil da sein, sondern auch aktiv. Beteiligung an stadtweiten Aktivitäten wie der europäischen Woche des Sports, an der Stadtteilrallye auf dem Sonnenberg, an bunten Bürgerfesten hab ich eingefordert. Ein regelmäßiges Zeichen für Toleranz und einen inklusiven Sport auch von Seiten des Profifußballs und aus dem Schmuckkästchen. Der Jugend- und Sozialförderverein machen da ja schon das ein oder andere, aber das genügt leider nicht, wie die Identifikation von Nazistrukturen mit dem Verein zeigt. Wenn die Stadt das laufende Geschäft so massiv und überproportional fördern soll, dann muss der Verein auch omnipräsent im Stadtbild sein.

    Ich erkenne an, dass der CFC mit seinen Besucherzahlen und Angestellten durchaus einen Wirtschaftsfaktor und Identifikationsfigur in der Stadtgesellschaft darstellt. Aber diese Fehler haben leider ein so schlechtes Bild auf Stadt und Verein geworfen, dass diese Gelder gut überlegt angelegt und abgegeben werden müssen. Der Verein würde nicht sofort sterben, wenn es nicht fließen würde und ums Stadion wäre es auch nicht schade. Wenn dort der Profifußball auch eine Zeit lang nicht spielen würde, hielte es länger und Vermietungen werden auch weiterhin stattfinden. Aber auch das ist noch gar nicht klar. Andere Vereine haben schon ein Feedback von der DFL erhalten und die halbe dritte Liga steht in tiefen roten Zahlen. Uns bleibt man deren Einschätzung noch schuldig. Da kann ich mir kaum vorstellen, dass es ausgerechnet den sich so stark umstrukturierenden CFC im oberen Tabellendrittel treffen sollte.

    Schließlich braucht man auch einen Plan B, für den Fall des Abstiegs. Mit z.B. billigeren Spielern bei gleichbleibenden Betriebskosten wäre die Abwärtsspirale allein durch den Stadionbau dann erst recht betreten. Fianzielle Gesundung quasi aussichtslos. Ja, was dann? Darüber haben wir noch gar nicht gesprochen. Und nach alledem sind so viele soziale Träger und auch andere Sportvereine im Hinterkopf, die mit diesem Geld sicherlich auch für ein Jahr 7100* Menschen glücklicher machen könnten …
    Und jetzt kommt mir nicht mit den vielen Jugendspielern, Blindenfußball etc.
    Die kann der CFC von einer drohenden Pleite sehr gut abschirmen. Den schwarzen Peter lassen sich die Stadträte nicht zuschieben.

    Vor kurzem äußerte dann auch noch Frau Patt von der CDU ein paar formaljuristische Bedenken. Gründe, warum die Gläubiger den Braten nicht fressen sollten. Auch alles valide Gedankengänge.

    Liebe Fans, meine Stimme wird wohl weiterhin nicht den Unterschied machen. Ich werde auch versuchen heute noch einmal das Sanierungsgutachten zu sichten. Aber alles in allem … die Überschrift sagt es schon. ;-)

    * aktuelle, durchschnittliche Besucherzahl


  • Und auf einmal war die Kultur wieder analog …

    Und auf einmal war die Kultur wieder analog …

    Es ist Dienstag, der 22. November 2016. Im Tietz sitzen Jugendliche, Personal und Menschen die ihre Pause, ihren Feierabend, ein Buch oder einfach Einander genießen wollen im stadteigenen Kulturkaufhaus. Plötzlich geht um 16Uhr das Internet aus. 160 Menschen sind zu diesem Zeitpunkt im freien WLAN eingeloggt gewesen. Was ist da los?

    Die Stadtverwaltung hat entschieden, dass das freie WLAN die Kultur im Kaufhaus störe. Es wären zu viele junge Störenfriede im Haus. Und man macht in Zukunft besser auch eher zu und befragt die Leute, wo sie eigentlich hin wollen. Sag mal, was läuft bei denen eigentlich nicht mehr ganz rund?

    Statt sich zu freuen, dass sich die Jugend in dieses an sonsten oft wie ausgestorben wirkende Gebäude verirrt und man am Treffpunkt feilt, macht man die Türen virtuell wie reell doch besser zu. Aber das ist nicht mein Kulturkaufhaus. In einem Kulturkaufhaus muss es ein lautes Treiben geben, darf im Grunde immer Musik spielen und die Menschen müssen dort den Chemnitzer treffen. Das darf kein Ort von snobistischer „Hochkultur“ und Abriegelung sein. Dazu ist das noch ein Schlag ins Gesicht der Chemnitzer Freifunker, die im Stadtgebiet ihr Netz verteilen wollen. Das Tietz war ihr Vorzeigeknoten und es wird hart daran gearbeitet, damit er Gesellschaft im Zentrum bekommt. Und im Ernst, wer das Internet aus seinem Kulturkaufhaus aussperrt, verliert damit doch jeden Bezug zur heutigen Zeit …


  • Mein Liebling, der CFC.

    Mein Liebling, der CFC.

    Witzig wie es überall nach Transparenz und Offenheit ruft, aber im Grunde schon klar ist, dass der Stadtrat wieder Geld über dem CFC ausschütten wird. Ich möcht ja nicht sagen, dass ichs nicht toll finde, dass diesmal auch Jemand anders mal in dieses Horn bläst, aber das riecht doch schwer nach Heuchelei. Aber ich lasse die anderen mal unken, aufklären und den Aufsichtsrat verhören und arbeite lieber daran, wie man das Ganze noch positiv für die Stadtgesellschaft drehen kann. Köpfe sind ja halbwegs rund, die rollen vielleicht auch ohne mein Zutun.

    Wenn man so einem Verein mal eben über eine Million Euro aus dem Stadt- und Steuersäckel rüber schiebt, kann man nämlich noch mehr erwarten als „kriegt euch mal wieder ein und machtn Plan für die Zukunft!“. Ich rede davon, dass der CFC mit der Vereinbarung zum Stadion auch eine Verantwortung für die Stadtgesellschaft übernommen hat, das Stadion unter anderem auch für die Allgemeinheit und Veranstaltungen zur Verfügung zu stellen, für den Stadtteil und den Zusammenhalt im Quartier zu arbeiten.

    Beispielsweise hat sich der Verein bei der Europäischen Woche des Sports gekonnt heraus gehalten. Dort hat unsere Stadt einen Sonderpreis für die Menge der Aktivitäten bekommen. Ein Profifußballverein mit im Boot könnte dann auch die Beurteilung in den Bereichen Qualität und Öffentlichkeitsarbeit verbessern und für eine prestigeträchtigere Auszeichnung sorgen. Diese Teilnahme hätte ich also gern verpflichtend.

    Außerdem gibt es noch immer Fangruppierungen, ob anerkannt oder nicht, die im gesamten Stadtgebiet mit Stickern für sich werben, bei denen die Buchstabenkombination NS deutlich hervor gehoben ist. Fußball wird leider noch immer von einigen Gruppierungen zur Kultivierung von Ressentiments gegenüber Ausländern oder z.B. auch Homosexuellen genutzt, da der Weg vom Lokalpatriotismus zum Nationalismus nicht sehr weit ist. Viele treten sogar offen als Neonazi-Gruppen auf. Da könnte der Verein sich bereit erklären, zumindest einmal jährlich, eine öffentlichkeitswirksame Aktion für Toleranz und Akzeptanz zu machen und klare Kante zeigen. Andere Vereine machen das ja auch vor. Damit will ich nicht das Engagement von Fanbeauftragten und der internen Strukturen kritisieren, aber es kommt eben eher das Negative draußen an und der Sonnenberg ist hier ein absoluter Brennpunkt. Ich fasse mich nochmal kurz:

    Das sind meine Bedingungen für die Finanzspritze:

    • Aufklärung
    • Konsequenzen nicht nur auf dem Papier
    • Mehr Mitarbeit bei stadtweiten Aktionen und z.B. Europaarbeit
    • Stärkere Öffnung des Stadions fürs Gemeinwesen
    • Übernahme von Verantwortung für unser Zusammenleben durch öffentliches Eintreten gegen Rassismus und andere gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit

    Ist doch nicht zu viel verlangt, oder?


  • Chemnitz im Ausnahmezustand

    Ausnahme? Nein. Alles wie immer. Die Pegidioten und Jene, die ihr „Volk“ als wichtiger sehen als alle anderen, sehen sich nur mal wieder im Recht und wollen Montag und Dienstag auf die Straße. Da Einige vermutlich auch wieder vor dem Rathaus stehen und dort herum grölen, hab ich mal hier meine 3 Lieblings-Statements zur Sache vorbereitet:

    Nr. 1:

    Der Verfassungsschutz soll gute Arbeit geleistet haben, wie oft kommt das schon vor?!

    Nr. 2:

    Es wäre naiv zu glauben und ist nachweislich unwahr, dass es bei uns keine Terroristen gäbe, wenn keine Flüchtlinge im Land wären.

    und last but not least die Relativierung, weil ja keiner Seele etwas passiert ist:

    In der gleichen Zeit, in der alle den Atem anhielten, weil eine Tür und ein Rasen gesprengt werden mussten, wurden rein statistisch gesehen 4 Chemnitzer verletzt und 8 mal so viele bestohlen.

    Und allen die noch nicht in ihrer eigenen Welt leben hab ich auch noch etwas zu sagen: Die beste Waffe gegen Terror, bzw. der Angstmache, ist ein unbeeinträchtigter Alltag und Verhältnismäßigkeit der Mittel. Lasst euch nicht verunsichern. Die Welt ist nicht gefährlicher als Vorgestern.


  • Internet in Chemnitz – Happy End?

    Tia, da wären wir wieder. Wir reden wieder darüber, wie sehr meine Stadt vom Internet abgeschnitten ist und bleibt. Das ist aber kein willkürlich gewählter Zeitpunkt.

    Zum Ende dieses Jahres hört die ‚eins energie‘ damit auf, die Glasfaser in Chemnitz zu verlegen und lehnt sich entspannt zurück. Ihr Werk, 60.000 Haushalte damit auszustatten, ist dann verrichtet. In Chemnitz gibt es aber mehr als doppelt so viele bewohnte Haushalte.

    Aber werfen wir mal einen Blick auf die Karte der ‚eins energie‘. eins-energie-karteIn Röhrsdorf, Borna, Furth, Hilbersdorf, Ebersdorf, Rottluff, Rabenstein, Schönau, Siegmar, Reichenbrand, Grüna, Mittelbach, Stelzendorf, Teilen von Morgenleite, Altchemnitz, Reichenhain, Erfenschlag, Adelsberg, Kleinolbersdorf-Altenhain, Glösa und Euba wurde keine Faser verlegt. Man könnte sagen etwas weniger als ein Drittel des geografischen Stadtgebietes wurde mit der zukunftsfähigen Faser bedacht. Natürlich gucken deswegen noch nicht alle anderen in die Röhre, aber Röhre ist dabei wieder ein gutes Stichwort. Alternativ bieten sich in einigen der Stadtteile zumindest die Kabelnetzbetreiber an. Leider machen diese trotz großspuriger Ansagen zum Ende von 2015 aber noch keine viel bessere Figur als vorher. In einigen Stadtteilen hat es sich gebessert, in anderen fällt das Netz noch immer sehr häufig aus oder bricht von der Geschwindigkeit auf ein Niveau ein, welches z.B. Streamen über Netflix unmöglich macht.

    Aber da gab es doch noch diese Ziele der Bundesregierung!

    Ja, was ist eigentlich damit? Die Landesregierung wirbt mit beschönigten Grafiken, in denen auch für die Grundversorgung wenig geeignete UMTS und LTE-Anschlüsse und öffentliche WLAN-Anschlüsse, wie z.B. die Freifunk-Knoten, mit inbegriffen sind. Diese liefern aber im Schnitt natürlich nicht annährend die angepeilten 50 Megabit und sind auch nicht dafür da, die Grundversorgung mit Internet zu übernehmen. Wenn da also nicht bald noch etwas passiert, werden diese Ziele weit verfehlt, selbst in unserem schnuckeligen und wirtschaftlich durchaus interessanten Ballungsraum. Chemnitz ist nach aktueller Statistik etwa zu 72% mit Internet um die 50 Megabit versorgt. Das Zahlen aber nicht Alles sind, hab ich ja oben bereits angedeutet.

    Aber wir haben doch noch die Telekom! Die haben bestimmt einen Plan.

    telekom-karteKlar haben sie einen Plan. Der Plan nennt sich VDSL-Vectoring. Nachdem es ja nun ein wackeliges ‚Go‘ von der EU und der Bundesnetzagentur gab, hat die Telekom ein paar neue Ausbaugebiete für Chemnitz angekündigt. Diese sind auf der Grafik blau markiert und hier noch einmal genauer zu betrachten. Das dunkle Lila ist übrigens die Glasfaser. Sieht nicht ganz so schick aus wie bei der ‚eins energie‘, oder?

    Diese blauen Bereiche bedeuten, dass die dort bestehende DSL-Infrastruktur, die bisher eher so 2 bis 16 Megabit liefert, mit ein paar neuen Verteilerkästen oder Umbauten in den Kästen auf bis zu 100 Megabit aufgebohrt wird. Dummerweise handelt es sich dabei auf den letzten 100 Metern aber um die im Schnitt 0,6mm dünne Kupfer-Doppelader, aus der sich perspektivisch nicht mehr viel heraus pressen lässt. Für schnelle Zielerreichung ist das nett, mit zukunftstauglicher Technologie hat das aber nicht viel zu tun. Billig und schnell war hier die Devise. Da fühlen sich dann einige Leute spätestens 2025 wieder abgehängt. Dazu teilen sich dort viele Kunden ein Kabel und sind nur virtuell von den anderen Anschlüssen entkoppelt.

    Die Kooperation mit der ‚eins energie‘ für den Glasfaserausbau wird man wohl auch nicht verlängern wollen, da diese den Glasfaseranschluss perspektivisch nun selbst vermarkten wollen. In Bad Elster kann man das sogar schon bestellen. Die Upload-Geschwindigkeiten sind dort allerdings eher dürftig.

    Was bleibt noch zu sagen? Es bleibt spannend. Und wer billig Infrastruktur baut, baut zwei Mal.


  • Ein neues Schauspielhaus, oder: Ganz großes Theater

    Ein neues Schauspielhaus, oder: Ganz großes Theater

    Man liest viel über die Pläne für einen Theaterneubau. Mir hat das ganze ein Thomas Lehmann von den Grünen vor nem halben Jahr mal über einem Getränk in einer Chemnitzer Bar erzählt. Schon damals dachte ich „was für ne bescheuerte Idee dort was Großes hin zu pflanzen“.

    Hinter der Oper soll ein größerer Anbau hin, wo das Schauspielhaus und die Probebühne ein neues Zuhause finden sollen, um auf lange Sicht Kosten zu sparen.
    Nun kommt noch die Zahl dazu: 50.000.000,00€. Das darf es laut Sicht der Planer und des Intendanten kosten.

    Jetzt verzeiht mir meinen Ton:
    SAGT MAL, HACKTS?!
    Ihr wollt ein neues Schauspielhaus für 50 Millionen Euro hinter Großplatten und der Oper verstecken?
    Wir müssen bei jedem verdammten Investor darum betteln, dass er ja kein Drahtgerüst als Parkhausfassade wählt oder das Äußere seines Funktions-Bürokomplexes bitte nicht zu hässlich und einfarbig wird und nutzen dann die Chance nicht, wenn wir selbst mal so einen fetten Batzen Kohle in die Hand nehmen, mal einen Akzent im Stadtbild zu setzen?!
    Und dann auch gleich noch den Brühl etwas besser vom Zentrum abschneiden, ganz großes Kino.
    Tut mir leid, das ist die dämlichste Bauidee bisher in meiner Amtszeit.

    Stellt euch vor, z.B. neben dem Tietz würde ein prägnanter, mit Rundungen, vielen Feinheiten und stimmungsvoller Beleuchtung versehener Theaterbau stehen, vielleicht noch über einen Glasübergang mit dem Tietz verbunden. Ein Bau der Frei Otto oder die kürzlich leider verstorbene Zaha Hadid stolz machen würde. Das würde dem Kulturkaufhaus auch gleich noch gut tun und wir hätten ein identitätsstiftendes, geiles Denkmal für die vielschichtige Kulturlandschaft, welches noch ständig im Hinterkopf der Touristen und Chemnitzer steht. Ein Bau der für ein Fotomotiv nicht nur für Architekturliebhaber taugt. Ja, das würde man für 50 Millionen bekommen, ein Kunstwerk, was den Stadtumbau voran treibt und durch seine bloße Existenz schon Menschen anlockt.

    Dieses real existierende Baufeld ist dabei nur ein Beispiel. Wir haben noch deutlich mehr im Angebot. Und selbst wenn die Damen und Herren im Planungs-, Bau- und Umweltausschuss doch in der Optik etwas konservativer denken sollten: Ihr könntet mindestens eure Natursteinfassade raus holen, versprochen.