Schlagwort: Kultur

  • Pokémon GO

    Pokémon GO

    Die Taschenmonster erfreuen sich gerade wieder großer Beliebtheit. Kein Wunder, das Spielprinzip ist in etwa jenes, auf dass Spieler in Europa (inklusive mir) seit 16 Jahren warten. Nostalgie lässt sich im Spielesektor auch super melken, dass wissen Nintendo, Gamefreak und Niantic, die Entwickler des Spiels, natürlich auch. Solche GPS-gestützten Augmented Reality Spiele haben aber auch einige Schattenseiten. Einerseits lassen sie sich nicht ohne umfassende Positionsdaten vom Spieler auf Servern umsetzen, andererseits sind Daten- und Stromverbrauch gewaltig hoch. Aber was nimmt man nicht alles in Kauf um seine geliebten Pikachus und Shiggys einsammeln und kämpfen lassen zu dürfen?

    Es gibt noch eine größere Angelegenheit: GPS-gestütztes Spielen und willkürlich gesetzte Spots auf Karten, locken auch kriminelle Energie und sorgen derzeit dafür, dass viele Spieler ihre Schlafenszeit deutlich überziehen. Die Spieler laufen auf der virtuellen Karte oftmals ohne viel Aufmerksamkeit für ihre Umwelt herum. Das sorgt für Probleme: In den USA wurden schon eine Menge Raubüberfälle im Rahmen des Spiels gemeldet und eine Person stolperte schon über eine Leiche. Man kann andere Spieler gezielt anlocken und hat als Räuber zumindest den Durchschnittslohn von einem Smartphone im Wert von ca. 200€. Auch Verkehrsunfälle provoziert so ein Spiel, sodass man sich nicht ungern auch Bodenampeln wünscht. Ein befreundeter Spieler ist neben mir letztens an einen Poller gelaufen. Sah witzig aus, sollte aber ein Warnsignal sein. Was bedeutet so ein gefährliches Spiel für die Spieler und ist Niantic sich dessen bewusst?

    Die Datenschutzerklärung hat es in sich! Niantic hat bei Ingress und Pokémon GO, quasi in vorauseilendem Gehorsam, folgende Regelungen eingebaut:

    Wir arbeiten mit der Regierung, mit Strafverfolgungsbehörden oder privaten Beteiligten zusammen, um das Gesetz durchzusetzen und einzuhalten. Wir könnten jegliche Informationen über Sie (oder über das von Ihnen ermächtigte Kind), die sich in unserem Besitz oder Kontrollbereich befinden, an Regierungen oder Strafverfolgungsbehörden oder private Beteiligte offenlegen, wenn wir es nach unserem eigenen Ermessen für notwendig und angemessen erachten: (a) um auf Ansprüche, Gerichtsprozesse (einschließlich Vorladungen) zu reagieren; (b) um unser Eigentum, unsere Rechte und unsere Sicherheit, sowie das Eigentum, die Rechte und die Sicherheit von Dritten oder der allgemeinen Öffentlichkeit zu schützen; und (c) um jegliche Aktivität, die wir als illegal, unethisch oder rechtlich anfechtbar erachten, aufzudecken und zu stoppen.

    Das klingt ziemlich böse, ist aber vermutlich die einzige Möglichkeit zu verhindern, dass solche Spiele verboten werden. Wer Pokémon GO spielt, dem sei ein extra Smartphone und extra Google-Account empfohlen, denn das Spiel nimmt sich auch alle Daten aus eurem Google Konto. Der Strafermittlung steht damit trotz allem nichts im Weg. Und passt zu Hölle nochmal auf euch auf und geht Nachts nicht allein auf Pokémonjagd!

    Team Weisheit, huh!


  • „Wer zahlt denn das alles?“ – Podium im Lokomov

    Mir war es persönlich schon zu kosmopolitisch. Der Bezug zu „was ist Chemnitz die Kunst wert“ kam meiner Meinung nach zu kurz. Wir haben über 220 Vereine, die als Kulturschaffende im Sektor „Freie Kultur“ gelten und welche sich alle irgendwie einen Anteil der deutlich unter 5% Förderung der Stadt wünschen würden, was eine Frau Zais im Gegensatz zu mir im Verwaltungs- und Finanzausschuss wohl überhört hat. Ein Großteil der Vereine trägt sich im Endeffekt über seine Mitglieder oder Querfinanzierung durch Getränkeverkauf und Ähnliches. Das gilt auch für Stätten, welche zwar keine Kunst schaffen, aber einen Bildungsauftrag erfüllen, wie den botanischen Garten.

    Eins wurde aber sehr offensichtlich: Es wurde noch nicht begriffen, das freie Kunst und Kultur auch Infrastruktur braucht. Es war von Förderung von Projekten die Rede. Ein Lesecafé Odradek mag an sich keine Kunst und höhere Kultur darstellen, aber dort ist ein Treffpunkt und auch Geburtsstätte von Projekten. Dort kann sich auch ein sonst armer Künstler gern herum treiben und es gibt für ihn einen Kaffee gratis, wenn jemand anders einen bestellt. Auch Frau Reinhardt hat schlüssig dargestellt das viele Projekte plötzlich funktionieren wenn z.B. die Schlüsselpersonen auf ihren Lohn verzichten und sich aufopfern. Jene, die das Projekt auf Kurs bringen, koordinieren und damit zur Infrastruktur des Projektes gehören.

    Freie Kunst und Kultur schaffen ist Wirtschaften mit Raum, Motivation und dem, was bei den Menschen im Alltag übrig bleibt, ob es Zeit ist, Inspiration oder Geld. Das alles hängt nicht nur von Finanzierung ab und einer hübschen Galerie sondern zuerst von den umgebenden Lebensumständen. Auch das Lohnniveau, Arbeitszeiten und die Gegenwehr aus verschiedenen Bereichen, ob Verwaltung oder Bevölkerung, spielen eine Rolle. Das kann man auch politisch steuern, auf jeder Ebene ein wenig. Das ist auch ein Grund, warum mir als Pirat das bedingungslose Grundeinkommen so gefällt, weil es gleichzeitig von Zeitmangel und Geld befreit und die Menschen vor die Herausforderung stellt, was sie jetzt damit tun sollen.

    Zu guter Letzt fand ich das Streetart-Künstler-Bashen ein wenig fehl am Platz. Wir haben in Chemnitz tolle Beispiele für gelungene Gestaltung von Außenflächen, welche auch auf Auftrag gefertigt werden und auch wirtschaftlich interessant sind. Anders als man vielleicht auch annimmt, ist die Szene sehr vernetzt und kontaktfreudig, nimmt jedes Festival mit und ist interessiert an der Weitergabe der Kenntnisse. Eine inspirierende Umgebung schafft im Endeffekt dann auch den passenden Nährboden für weitere Arten der Kunst.

    Alles in Allem war es nette Unterhaltung. Hoher Lanz-Faktor. Das waren meine zwei Cent dazu.


  • Den Brühl zurück erobern!

    Der Brühl hat eine lebendige Geschichte und beste Voraussetzungen um zum Kiez von Chemnitz zu werden. Leider ist das nicht der Plan von GGG und Stadtoberhaupt Frau Ludwig.

    Die zusammenhängenden Quartiere, die breite Fußgängerzone, die Häuser und damit auch der Wohnraum sollen für eine generationenübergreifende Bewohnerstruktur und ständige Kompromisse verschwendet werden. Das zeigen nicht nur Investoren, sondern auch die Architekten und bisherigen Pläne. Das erste Karree ist zur Hälfte für Studenten gestaltet worden, danach hört es mit den günstigen Mieten aber schon auf. Statt große WG-Wohnungen und Häuser mit Wohnheimcharakter werden ab jetzt “hochwertige, familienfreundliche Wohnungen” gebaut, die man selbstredend teuer vermieten kann.

    Natürlich hätte eine Belebung von unten schon viel eher passieren müssen. Statt Objekte ab zu stoßen und einzelne Investoren auf dem Brühl Eigeninteressen entwickeln zu lassen hätte man einfach den Wohnungsbestand in seiner mäßig sanierten Form frei geben können. Stattdessen waren trotz miesem Zustand die Mieten der Umgebung entweder innerhalb des Chemnitzer Durchschnitts oder die Wohnungen gar nicht im Angebot.
    Junge, kreative Geister, am Rande der prekären Existenz brauchen meist nicht die neuesten Fliesen und das 08/15-Laminat, aber natürlich gibt es von Ihnen nicht so viele. Diese kreativen Geister, hier am Beispiel von Leipzig, locken über kurz oder lang aber weitere Menschen an. Ich nenne sie hier mal Hipster. Diese sind schon in größerer Zahl da und machen alles, auch das Wohnen, zum Trend.

    Irgendwann, wenn das Viertel diesen Charakter voll entfaltet hat werden diese Menschen natürlich auch älter, ziehen weg oder renovieren, für Partner, Familie, das Erwachsenwerden eben. Der Bedarf an teurerem Wohnraum steigt automatisch damit an. So lange wartet aber ein Investor nicht gern. Diese Entwicklung nennt man auch die natürliche Gentrifizierung im Gegensatz zum viel gescholtenen Prozess, den Investoren künstlich anstoßen und Viertel aufwerten, ohne Bewohner oder ein Gesamtkonzept zu haben.

    Der Vorteil der natürlichen Entwicklung wäre das Erschließen von Potential und Zuzügen von Außen, denn wenn Chemnitz hipp ist und eine spannende Umgebung für Studenten und junge Menschen bildet und diese sich untereinander wohlfühlen, und nicht von allen Seiten der Besen an Wände und Decken klopft, entfaltet sich auch ein Gefühl von einem vielgeliebten Umfeld. Das erfordert den Mut zur Urbanisierung, zu etwas mehr Dreck in einem Viertel, ein Einkalkulieren von etwas Drogenkonsum, durchfeierter Nächte und eben einer lebendigen Umgebung die nicht Jedem zusagt. Wenn das erst einmal läuft, wird es beim Generationenwechsel zu einer Wanderbewegung kommen. Das hippe Viertel wird durch Chemnitz wandern, eben immer dahin, wo die Häuser in mäßigem Zustand und die Mieten niedrig sind, aber nirgendwo bleibt das so für immer. Lange Rede kurzer Sinn: Man muss irgendwo anfangen etwas zu zu lassen, statt überall Kontrolle aus zu üben und es jedem Recht machen zu wollen. Das Ganze hätte dann sogar noch mehr Synergieeffekte, wie z.B. mit der Kreativwirtschaft. Diese lebt von Kreativität, neuen Ideen, einem spannenden Umfeld und günstigen Mieten und hat in Chemnitz inzwischen schon mehr Anteil an der wirtschaftlichen Entwicklung als produzierendes Gewerbe. Das VDSL auf dem Brühl ist dabei sicher auch hilfreich ;-)
    Dazu ist diese Graswurzelkultur ein Hort von Toleranz, Fortschritt und Weltoffenheit, den unsere Stadt wirklich gebrauchen könnte.

    Wie kann man jetzt noch entgegen steuern?

    Die Mieter machen die Musik. Familienfreundlicher Wohnraum könnte auch eine tolle Option für WGs abgeben und aktuell gibt es einige leere und günstige Wohnungen z.B. in der Hermannstraße, wo die Leute, die sich am Atomino gestört haben, ausgezogen sind. Das wirksamste Mittel ist einfach das Viertel mit den richtigen Bewohnern zu füllen und es den Investoren schwer zu machen, an Diesen vorbei zu planen. Alternative Kultur muss seinen Weg hier her finden, der Kultursommer muss Schule machen und quirlige Läden und Bars eröffnen. Ich würde im Stadtrat auch für einen Cannabis Social Club, Spätshop und erneuten Einzug des Atominos streiten. Den neuen Anfang macht aktuell gerade das Café Brühlaffe. Ein vegetarisches und möglichst nachhaltig geplantes Kaffeehaus mit Musik und Workshops. Ohne eine Bar und einen Club in der näheren Umgebung wird es allerdings schwer für den Affen. Von einem Sommerfestival allein wird es sich nicht halten können. Die Brühlpioniere, das Musikkombinat, Kooperation im Quartier und viele Andere brauchen noch Unterstützung und die Piraten sind natürlich auch gern dabei wenn Club-Mate-Vodka ausgeschenkt wird ;-)

    Also bitte: Zieht mit ein, macht euer Ding, rettet den Brühl für ein nachhaltig wachsendes Chemnitz und gegen ständige Kompromisse.


  • Adhocracy im Oktober

    Wahlkampf ist vorbei und politisches Tagwerk geht weiter ;-) Ich hab mal wieder ein paar Programminitiativen für die Piraten Chemnitz gestartet. Viel Spaß beim Lesen.

    Junges Chemnitz - Wachsendes Chemnitz: https://adhocracy.de/d/9879
    
    Mittelstand ist unsere Stärke: https://adhocracy.de/d/9877
    
    Arbeitsbegriff und Ehrenamt: https://adhocracy.de/d/9873
    
    Lohnarbeit in Chemnitz: https://adhocracy.de/d/9875
    
    Streaming aller Sitzungen: https://adhocracy.de/d/9871
    
    Freifunk und Breitbandnetze: https://adhocracy.de/d/9869

     


  • Brühlforum zum Fall Atomino – Babalu will Schlichten …

    Am kommenden Dienstag um 18Uhr möchte unsere werte Oberbürgermeisterin auf einem Bürgerforum im Brühlbüro gern die beiden Seiten näher zueinander führen. Meiner Meinung nach sollten ein paar lärmempfindliche Bewohner durchaus auch mal der Chemnitzer Jugend- und Clubkultur weichen müssen, da wir sonst nie eine lebendige Stadt hinbekommen in der Menschen jeden Alters auch ihre Lieblingsorte finden können. Soll Chemnitz wachsen, dann gehört so etwas einfach dazu. Das Argument „Ich bin auf den Brühl gezogen, weil es hier so ruhig ist.“ zieht für mich im Postleitzahlbereich 09111 einfach nicht. Ich weiß aber das hier keine klare Kante von der Stadtverwaltung zu erwarten ist und errechne mir daraus folglich keine Lösung. Der Brühl hat das Potential zur Chemnitzer Neustadt zu werden. Kommt vorbei und stellt die Akteure mit zur Rede! Meinen Standpunkt stellt dieses Bild relativ gut dar:
    Friedhof-mittel

    Und ja, ich weiß es ist ziemlich schwarz und stellt nur meine persönliche Meinung und die einiger Mitpiraten dar ;-) (bisher keine offizösen Beschlüsse des KV)