Kategorie: Piraten

  • Zur heutigen Bundestagsdebatte

    Zur heutigen Bundestagsdebatte

    SPDler auf Facebook und Twitter regen sich über die heutige Rede von Sahra Wagenknecht auf, weil sie ein desaströses Bild vom Land zeichnet. Ich kann mir da nur mit der flachen Hand auf die Stirn schlagen.

    Wir haben eine große politische Herausforderung bis zur Bundestagswahl, nämlich den Menschen wieder begreiflich zu machen, dass unsere Demokratie für SIE arbeitet, wenn sie denn auch den Richtigen ihre Stimme leihen.
    Populisten haben es geschafft den Ängsten, die eigentlich davon herrühren dass sich die Gesellschaft wandelt, schneller wird, eine digitale Spaltung entsteht und die ländlichen Regionen inzwischen gut greifbar aussterben, eine andere Richtung zu geben.
    Sicher ist diese Spaltung und Abstiegsgefahr noch nicht so drastisch, wie es etwa in den USA der Fall ist, aber sie existiert und wächst. Die Populisten von Rechts haben das in Kritik am demokratischen System, an der repräsentativen Demokratie oder der aktuell „herrschenden Klasse“ gewandelt, obwohl sie keinen Deut besser sind. Und oben drauf kam dann noch als einfacheres Feindbild der arme Flüchtling, der in ihren Augen dieses System noch weiter destabilisiert.

    Die Linke schiebt im Gegensatz dazu dann ihren Markenkern vor: den ausgebeuteten und armen Arbeiter gegen die Konzerne und Kritik an Infrastruktur, die der Staat besser verwalten sollte. Das sollte nun weder einen SPDler, noch sonst einen Bundestagsabgeordneten überraschen.
    Klar, es gibt auch die Gewinner, Diejenigen, die auch ein „weiter so!“ akzeptieren und gut leben. Es gibt aber eben auch Diejenigen, die sich in ihrer Lebensführung sehr bedroht fühlen und deshalb nach Hoffnung und Lösungen suchen. Die SPD sollte in meinen Augen nicht den Fehler machen, diese Wählergruppe zu ignorieren und auch diese Perspektive suchen. Niemand braucht die SPD als weitere, käufliche Besserverdienendenpartei.

    Die CDU hingegen will die Digitalisierung als das große Zukunftsthema erkannt haben. Nur leider hat die Partei von #Neuland Mutti Merkel nicht die Kompetenz, diese auch fair und zum Wohle aller Bevölkerungsschichten zu gestalten. Dieser Herausforderung nimmt sich meine Partei allerdings an. Auf in den Wahlkampf!


  • Die Schweiz wählt das bedingungslose Grundeinkommen

    Die Schweiz wählt das bedingungslose Grundeinkommen

    Ganz so einfach wie in der Überschrift ist es dann doch nicht. Die Schweizer lehnen, im Gegensatz zum Rest von Europa, das Grundeinkommen am heutigen Tage eher ab. Allerdings ist das Ergebnis trotz allem ein grandioser Achtungserfolg. Auch in Deutschland wären solche Zahlen eine Sensation. Immerhin schwebt eine der Regierungsparteien aktuell im gleichen Prozentbereich. Das macht auch Hoffnung für die Wahlprogramme der Bundestagswahl im kommenden Jahr. ;-)

    Im Gegensatz zu den Schweizern wären ganze 64% der Europäer von einem Grundeinkommen nicht abgeneigt und dabei nahm das Thema erst vor kurzen wieder politisch Fahrt auf. Ich selbst interessiere mich seit 2010 stark für dieses Thema. Im gleichen Jahr fand auf dem Bundesparteitag in Chemnitz eine richtungsweisende Entscheidung statt. Die Piratenpartei beschloss den RESET, das Recht auf sichere Existenz und gesellschaftliche Teilhabe, als Teil unserer zukünftigen Wahlprogramme. Die große Säule unserer Sozialpolitik.

    Ich gebe zu, ich war erst skeptisch. Aber schon auf einem der folgenden Parteitage in Offenbach am Main war ich mit dem Beschluss des bedingungslosen Grundeinkommens für die Idee begeistert. Für mich ist es die einzige Option für die laufende industrielle Revolution. Die BBC hat mit der Seite „Will a robot take your job“ die Sache schön veranschaulicht.

    Auch die Wirtschaft und Wissenschaft der Stadt Chemnitz arbeitet hart an der Vernichtung von Arbeitsplätzen. Nicht zuletzt durch die Forschung am autonomen Fahren durch die TU und z.B. die IAV wird sich demnächst einiges ändern. Ich bin gespannt und freue mich auf eine Zukunft mit weniger Arbeit für Alle. Autonomes Fahren ist aber nur ein Beispiel, auf Welches ich hier mal genauer eingehe.

    Diese Woche war die CVAG mal auf Twitter aktiv. Ich habe versucht heraus zu bekommen, wie es um unsere Bus- und Bahnfahrer steht, nachdem der Pressesprecher zur Testfahrt eines autonomen Elektro-Busses im Klinikum sagte:

    Die Kollegen werden mit Sicherheit noch viele, viele Jahre gebraucht.

    In der diplomatischen Antwort auf meine Frage im Schafspelz kann man schon etwas heraus lesen:

    Ich bin heute Abend auf der Wahlparty zum Grundeinkommens-Referendum im Lokomov und hoffentlich in den kommenden Jahren noch auf vielen Partys mit diesem Thema.


  • Das Erzgebirge bekommt WLAN – gut oder?

    Das Erzgebirge bekommt WLAN – gut oder?

    Es ist ein Trauerspiel. Das CDU-geführte Land Sachsen bestellt in Angela Merkels Wahlkreis WLAN für seine Tourismusregion. Sage und schreibe 88 Hotspots für 50.000€ jährlich!
    Der Anbieter Easy-WLAN bietet nämlich einen Spot für 19,90€ im Monat an, viele Orte werden aber eine Mehrgeräteversorgung benötigen. Trotz allem ist das ein gewaltiges Geschäft für Easy-WLAN, einer x-beliebigen, kleinen IT-Systemhaus-Klitzche im beschaulichen Sassnitz, wie es auch vermutlich 20 im Erzgebirge gibt. Und wie soll es anders sein? Der Nutzer zahlt natürlich trotzdem noch extra nach einer festgelegten Zeit. Zukunftsweisend? Mitnichten! Alte Muster und Abzocke.

    Alkohol, Drogen, Glücksspiel, Pornografie, Sexualität, P2P/Filesharing, Hass/Diskriminierung, Proxy/Anonymizer, Waffen, Adware, Anorexie, Suizid, Verstümmelung, Folter, sowie Seiten nach dem deutschen Jugendschutzgesetz.

    Das wird alles vom Easy-WLAN geblockt. Bei ein paar Sachen wird der Nutzer sagen: „Ja, klingt vernünftig.“
    Wenn man sich das allerdings nochmal durch den Kopf gehen lässt kriegt der Nutzer hier ein reines Kinder-WLAN, wo er scheinbar nicht einmal nach dem nächsten Weinhandel suchen kann und auch P2P-Verbindungen z.B. mit der eigenen Firma, um mal schnell noch ein paar Dokumente zu schicken oder geschickt zu bekommen, sind nicht zu realisieren. Auch der Begriff Sexualität ist nicht mit Pornografie gleich zu setzen und irgendwie deplatziert. Man kann nicht über einen Proxy auf Inhalte aus dem eigenen Heimatland zugreifen und stößt vermutlich auf noch mehr Barrieren. Die Nutzer kriegen nicht einmal ein halbes Internet, müssen dafür Geld bezahlen und der Freistaat zahlt extra nochmal nen fetten Brocken oben drauf. Aber hey, Easy-WLAN übernimmt ja auch die Störerhaftung! Die hat aber der EuGH dank eines Piraten gerade sowieso für unrechtmäßig erklärt. Also Mehrwert gleich 0.

    /Rant Ende

    Leute, es geht besser, einfacher und ohne so viele Hürden und Einschränkungen. Ich schicke jetzt seit ein paar Tagen offenes WLAN über den Brühl. Das Gerät hat mich 75€ gekostet und ist auf dem Bild zu sehen. Mehr Kosten entstehen für mich nicht. Dahinter steckt ein Verein aus Chemnitz. Wenn ihr mitmachen wollt: hier lang

    Einmal mit Profis …


  • Chemnitz per Zug – Ein emotionaler Rant

    Chemnitz per Zug – Ein emotionaler Rant

    Was musste ich heut wieder lesen: Die Streckenverbindung Chemnitz-Leipzig ist in der Prioritätenliste im Bundesverkehrswegeplan bis 2030 wieder keiner Rede wert. Das ist zum verrückt werden!

    In einer Welt, in welcher Individualverkehr zum Glück wieder an Attraktivität verliert, perspektivisch weder wirtschaftlich noch logisch erscheint und in der die Region Chemnitz mit 1,6 Millionen Menschen im Einzugsbereich vom öffentlichen Fernverkehr weiter abgeschnitten bleibt, baut man lieber neue Straßen.

    Als hätte man irgendwo den Schuss nicht gehört. Die Oberbürgermeisterin empfindet es auch noch als Trostpflaster, dass die Strecke zwischen Hof und Nürnberg elektrifiziert wird. Diese Strecke wäre für Chemnitz allenfalls im Sinne des Fernverkehrs spannend, wenn man nicht für Abermilliarden den Thüringer Wald umgegraben hätte und es eben auch die Chance auf flinke Weiterfahrt Richtung Norden gäbe. Zwischenhalt zwischen München und Berlin, das wäre mal was gewesen.

    Fordern und Wünschen kann man ja immer viel. In anderen Ländern geht es allerdings auch: Das Artikelbild stammt aus Kopenhagen, wo ich im letzten Jahr die Freude hatte, den mit offenem WLAN, jeder Menge Steckdosen, Flüsterwaggons, Barrierefreiheit und angenehmem Fahrpreis ausgestatteten Öresundståg-Mehrsystem-Schnellzug zu besteigen. Auf der kritischen Strecke zwischen Chemnitz und Leipzig fahren 30 Jahre alte Reichsbahnzüge, die nicht einen dieser inzwischen zu moderner Mobilität gehörenden Vorzüge bieten. Dazu vertröstet die Deutsche Bahn wegen WLAN auf 2018 und baut lieber Mobilfunkverstärker ein, mit welchen die Reisegäste ihr Datenvolumen aufbrauchen dürfen. Kein Wunder, dass das Geschäft mit den Fernbussen floriert.

    In der Slowakei prüft man gerade eine bis zu 1200km/h-schelle(!!!) Hyperloop-Strecke zwischen Budapest und Wien, die schon allein dadurch wirtschaftlich wird, weil Solarpanels auf den Röhren thronen.
    Und hier kriegen wir es nicht einmal gebacken, eine Linie mit dagegen altertümlich anmutenden, rostigen Metallschienen mit enormen Reibungsverlusten mit Strom zu versorgen um Chemnitz mit der nächstgrößeren* Stadt zu verbinden.

    Man verzeihe mir meine Schachtelsätze.

    /Rant Ende.

    * Ich weiß, eigentlich ist das Dresden, aber das ist ja letztlich kein so attraktives Reiseziel mehr ;-)


  • Die Rettung der Partei … Nachtrag

    Es denken wieder viele Leute über Austritte nach. Das kann ich verstehen. Es verteufeln viele das Konstrukt Piratenpartei, welches sie mit formten und gestalteten. Wollen lieber in NGOs oder Ähnliches. Das stimmt mich traurig.
    Wo steht die Partei jetzt? Wo kommt sie her?

    Sie kommt aus einem homogenen Haufen von Nerds, welche ein neues Urheberrecht, Abbau von Überwachung und Transparenz forderten. Das ist der alte Kern der Piraten. Diesen mit einer parlamentarischen Vertretung unter einen Hut zu bringen ist schwer, vor allem wenn man daran denkt, wie Transparenz und höchstmögliche persönliche Privatsphäre bei einem Abgeordneten zusammen passen sollen. Diesen Zwiespalt kann man noch hoch stilisieren, aber eins ist doch klar: Damals waren wir eine Protestpartei, zu 100%. Die Piraten machten reine Politik aus Notwehr.

    Heute stehen wir an einem anderen Punkt. Wir haben uns entwickelt. Ich versuche mal zusammen zu fassen, für was diese Partei jetzt steht, oder zumindest stehen könnte:
    Wir sind angetreten, weil wir glauben, das mit der größtmöglichen Offenheit(Transparenz, Bildung und Beteiligung) für die Belange der Bewohner und der Bewohner dieses Planeten selbst Entscheidungen getroffen werden können, die Politikverdrossenheit abbauen und zu besseren Ergebnissen führen. Das wir Wissen für Alle befreien können ohne den Urheber zu verletzen. Das wir die individuelle Freiheit über jene von Zusammenschlüssen jedweder Art schützen können (Staat/Unternehmen/Nazibanden/usw.) und diese auch gegenüber der Gesellschaft durch bedingungslose Teilhabe manifestieren sollten. Das wir gleichermaßen für Gleichbehandlung der Meinung und Gerechtigkeit gegenüber Minderheiten oder Schwächeren stehen können. Das wir uns eine Politik 2.0 wünschen, in der Taktieren und persönliche Agendas nicht den Lauf der Dinge bestimmen und die sich auf die Zukunft und gesellschaftliche Entwicklung fokussiert.

    Wie kann man diesem großen Plan gerecht werden? Für mich als Mandatsträger eine besonders spannende Frage.
    Erst einmal gar nicht. Diese Ansprüche sind gewaltig und lassen sich aber auch nicht außerparlamentarisch regeln. Dort kann man nur Druck aufbauen. Das ist auch nichts neues. Parteien nutzen ja schon immer die Presse für den Druck ;-)

    Ein Mandatsträger hat es schwer. Das „Geschäft“ ist eingefahren und es wurden bisher immer nur Einzelne heran gezüchtet, die dann wieder gut integriert wurden. Manchmal gab es größere Gruppen, die den Betrieb gehörig über den Haufen warfen. Diese brauchten aber auch ihre Zeit. 5 Jahre sind ein Witz im Laufe einer parlamentarischen Demokratie. Wir können diesen Ansprüchen aber trotzdem gerecht werden. Bei den Grünen isst auch nicht jeder nur Bio-Pudding und ist gegen den Krieg, trotzdem wird ihnen ja ein Stück weit vertraut. All unsere Forderungen lassen sich in einzelne Anträge verpacken und schaffen genau ein Bild. Wir sind sozial oder sogar solidarisch, weltoffen und für Freiheit. Wir sind Linksliberal.

    Ich sehe diese 5 Jahre in jedem Parlament als Lehrgeld, als eine Erfahrung, welche die Partei im Grunde erst einmal inhalieren muss. Zu oft machen wir schon zu große Sprünge und vergessen dabei einen anderen Stein auf dem Weg, den wir uns vorgenommen haben. Es ist schon ein gewaltiger Erfolg, wenn EIN Piratenantrag in einem Parlament mal Gehör findet, denn wir können und wollen das System nicht stürzen, wir wollen es erneuern, programmatisch darauf Einfluss nehmen. Das geht nur mit Mehrheiten.
    Die Protestwähler kriegen wir nicht zurück, wir sind aber auch nicht nur 1%. Es gibt mehr Leute wie uns, welche noch nicht vor dem Status Quo kapituliert haben. Welche wir auf einzelnen Siegeszügen mitnehmen können. Wir brauchen Verbündete in Einzelbereichen, nicht nur Parteisoldaten.
    Andererseits haben wir so tolle Sachen wie OpenAntrag. Das ist kein kalter Kaffee. Für große Teile der Gesellschaft ist das ein absolut tolles und neues Instrument, dessen Wert nur verständlich vermittelt werden muss. Ach jetzt komm ich wieder zur Vermittlung: Ja, Bildung ist der Parteiauftrag.
    Wenn wir ein Ziel vor Augen haben, nicht aufgeben, uns kümmern, dann kann auch wieder etwas aus dieser Partei werden. Dann gewinnen wir nämlich Vertrauen. Vertrauen zu gewinnen, wenn man es einmal verloren hat, ist schwerer, als es sich das erste Mal zu verdienen. Vertrauen aufbauen und mehr Mitstreiter finden, ist mein Ziel in den nächsten Jahren. Mehrheiten kann man nicht nur im Parlament und in der Partei sammeln, sondern auch in der Gesellschaft.


  • Die Rettung der Partei …

    Wir haben die Landtagswahl nicht gewonnen. Wir haben nicht einmal die 5% geschafft. Wir haben nicht einmal an die Prozentzahlen von 2009 heran gereicht. Woran mag das liegen?

    Die Piratenpartei ist über ihrem Zenit als Modeerscheinung hinaus. Wir hatten ein einziges Mal einen gewaltigen Schub. Wir waren das, wonach sich die Welt gesehnt hat. Die Netzpolitik und Anti-Überwachungs-Bewegung war in der Krise. Sie rebellierte, suchte Heimat und fand sie in den Piraten. Das brachte erste Achtungserfolge 2009. Aber noch lange nicht jeder wusste auch etwas mit uns anzufangen. Dieser Zustand sollte auch noch lange anhalten. Wir wurden langsam ernster genommen, denn ein Wachstum begann.

    Wo wuchsen wir am stärksten? Da wo wir der Geheimtip auf der Straße waren. Meine Theorie ist, das die Piratenpartei 2011 die Modeerscheinung schlechthin in der Hauptstadt war. Der Nerdbrillentrend griff gerade so richtig um sich und zufälligerweise standen wir damit, dem Stil, nicht unbedingt der Brille, im Fernsehen. Besser kann es doch gar nicht kommen. Die Leute wussten noch immer nicht wer wir waren aber nach Außen hin waren wir jung, hip, hatten Grips, waren nicht auf den Mund gefallen und wollten Veränderungen, welche die Gesellschaft ganz schön erschüttern würden. Was löst das automatisch aus? Hoffnung.

    Das Bild der Hoffnung überträgt sich leicht, es verkauft sich in der Presse ebenso gut wie Trends. Ein Glitzern in den Augen steckt leichter an als jeder gut gehaltene Vortrag. Wir waren nichts Greifbares, aber wir standen auf der Straße, waren überall präsent. Zeigten wie ernst es uns war. Das schlug Wellen. Wir konnten im Fernsehen total verkacken und es wurde uns verziehen. Dann waren da plötzlich diese 8,9%. Ein Schock für alle Beteiligten. Dieser Schock machte da aber nicht Schluss. Die Medien versuchten das hastig und mit viel Aufmerksamkeit zu bewältigen, denn bei dem Wachstum hätten wir 2013 Deutschland regiert und wir sahen dabei nicht gewalttätig oder gefährlich für das Land aus.

    Die Hoffnung übertrug sich auf ganz Deutschland. Berlin hat als Stadt diese Strahlkraft, diese Vorreiterrolle bei vielen Sachen, wie eben bei Trends. NRW, das Saarland und Schleswig-Holstein folgten. Wir wissen alle, was in der Zeit teilweise für Mitglieder zu uns kamen. Viele waren darunter, die sich die Partei zurechtbiegen oder für eigene Zwecke missbrauchen wollten. Viele die unsere Überzeugungen nicht teilten, aber auf die Partei das projizierten, was sie von einer Partei erwarten. Viele konnten vermutlich, bis wir sie heraus gekegelt haben, noch nicht einen Satz unseres Programmes, so wie es dem Großteil von Deutschland zu der Zeit ging. Das gab einen gewaltigen Zoff und eine Sinn- und Richtungskrise, die bis heute anhält.

    Wir wurden mit vielen Sachen beschimpft, die im Nachhinein prophetisch waren. „Linke mit Internetanschluss“ z.B… tia, jetzt hat die Linke einen Internetanschluss und die Grünen plakatieren gegen Überwachung. Das man uns diese Themen mehr zutraut als den beiden? Eher abwegig, die wirken sortierter, professioneller oder man kennt Jemanden von Ihnen persönlich. Wir haben auch allgemeines Vertrauen verspielt. Der thematische Zenit, der nie für mehr als 2% ausreichte, ist erreicht. Unsere Stärken stecken aber noch immer im urbanen Raum, da wo Trends beherrschen und junge Leute mit Ideen leichter den Ton angeben können, weil die Gesellschaft nach ihnen verlangt.

    Wir werden es niemals schaffen, über einen Überwachungs- oder netzpolitischen Skandal einmal Hürden zu nehmen. Haben wir meiner Meinung nach auch noch nie. Das letzte Mal, wo durch ein Thema eine Wahl gewonnen wurde, war in Baden-Württemberg durch die Grünen. Mit Fukushima und der medialen Verarbeitung des Ereignisses, hatten die Leute praktisch Angst um Leib und Leben. Da ist im Vergleich eine Vorratsdatenspeicherung ein Luxusproblem. Bei allem anderen ist der Wähler deutlich träger.

    Es ist aber nicht alles schlecht. In Berlin wissen die Menschen inzwischen, wer wir sind, was wir wollen und wie wir reagieren wenn es hart auf hart kommt. Dort steht die Partei in Umfragen immer mal wieder knapp an der 5% Hürde, weil sie, in der öffentlichen Wahrnehmung, gute Arbeit leistet. Nur da können wir ansetzen. Wir haben andere Mittel und Wege. Wir haben tatsächlich Idealismus und Zukunftsvisionen. Diese fruchten aber nicht ohne Vertrauen und eine breite Basis. Wir müssen von unten arbeiten, wachsen, gedeihen, mit der Gesellschaft verschmelzen. Der introvertierte Informatiker gewinnt keine Wahlen. Seht euch an wie lange es bei den Grünen gedauert hat bis sie regelmäßig gewählt werden und seht euch, am Beispiel der FDP an, wie schnell man scheitert, wenn man für persönliche Agendas eine Partei in eine Richtung drückt.

    Viele der Menschen, die heute hier in der Partei tolle Arbeit leisten, haben wir selbst heran gezüchtet. Das ist doch ein Erfolgsrezept. Wir fabrizieren politische Menschen mit Träumen und Hoffnungen. Zufällig ist Politisieren und Bilden ja eine Hauptaufgabe von Parteien. Dafür bekommen wir die Parteienfinanzierung. Nicht für Büros, nicht für Parteitage und nicht für hübsche Visitenkarten.

    Unsere Hoffnung muss sein, unseren Kern(nicht unbedingt Kernthemen), unsere Überzeugungen nicht zu verraten und trotzdem erfolgreich zu sein. Ich betone dabei das Wort Hoffnung, denn nicht die Ziele einer Partei oder der Einzelpersonen machen sie attraktiv, sondern der Funke, das Glitzern in den Augen. Dafür müssen wir am Ball bleiben.

    Ach ja. Die Überschrift. Die Rettung der Partei … bist Du mit deinem Glitzern in den Augen.


  • Wahlkampf – Endspurt

    Langsam gehen wir alle auf dem Zahnfleisch…
    Es hängt ein 15m langes „Piraten Wählen“ am Contiloch, wir haben mehr Plakate gehängt als zur Bundestagswahl, Störer plakatiert und gehängt, es wurden Poller verschönert, es wurde dreist und gründlich beinahe jeder relevante* Haushalt mit Flyern versorgt und voraussichtlich schmücken wir einen Tag vor der Wahl Titelseiten von Zeitungen. Die Kandidaten haben mehr Podien besucht, als wir zur Bundestagswahl überhaupt Einladungen zu Selbigen bekommen haben und wir haben uns Alle zusammen ins Zeug gelegt, um zu zeigen das wir ein Herz für Chemnitz haben. Dazwischen gabs noch Demobesuche, ständige Kurierfahrten, Anrufe zu interessanten Tages- und Nachtzeiten, Infostände die wegen unbarmherzigen Wetter abgebrochen werden mussten, durchaus fordernde Gespräche mit Anwohnern und zudem hat man natürlich immer den politischen Mitbewerber im Auge gehabt. Es wurde ein 3D-Drucker heran gekarrt um die neue Welt des Internets der Dinge zu zeigen, wir haben unser Logo in 10m Durchmesser an Polizeistationen gebeamt und das nimmt alles noch kein Ende. Man muss dazu bemerken, dass kaum Jemand von uns dafür wirklich viel Urlaub nehmen konnte. Das heißt also Vieles spielte sich während der Arbeit, nach der Arbeit und bis tief in die Nacht ab.

    Wir haben uns aufgerieben, nicht nur an der Arbeit, sondern auch aneinander. Ich könnte verstehen, wenn einige Menschen für ein paar Wochen ans andere Ende der Welt flögen.
    Ich will das alle, die hier mitgewirkt haben, Erfolg ernten. Diesmal muss es einfach besser aussehen als im letzten September. Ich beschönige hier nichts und ich übertreibe nicht, wenn ich sage: Die PIRATEN in Chemnitz haben ihr Bestes gegeben um den Wähler zu überzeugen. Nur noch ein Tag, dann bist du dran Chemnitz. Zeig uns, das es sich gelohnt hat.

    * relevante Haushalte: 240.000 Einwohner / geschätzt 1,7 = Haushalte / 8 Wahlkreise * 6 Wahlkreise in denen wir zur Kommunalwahl antreten - Haushalte die keine Werbung möchten