Chemnitz per Zug – Ein emotionaler Rant

Was musste ich heut wieder lesen: Die Streckenverbindung Chemnitz-Leipzig ist in der Prioritätenliste im Bundesverkehrswegeplan bis 2030 wieder keiner Rede wert. Das ist zum verrückt werden!

In einer Welt, in welcher Individualverkehr zum Glück wieder an Attraktivität verliert, perspektivisch weder wirtschaftlich noch logisch erscheint und in der die Region Chemnitz mit 1,6 Millionen Menschen im Einzugsbereich vom öffentlichen Fernverkehr weiter abgeschnitten bleibt, baut man lieber neue Straßen.

Als hätte man irgendwo den Schuss nicht gehört. Die Oberbürgermeisterin empfindet es auch noch als Trostpflaster, dass die Strecke zwischen Hof und Nürnberg elektrifiziert wird. Diese Strecke wäre für Chemnitz allenfalls im Sinne des Fernverkehrs spannend, wenn man nicht für Abermilliarden den Thüringer Wald umgegraben hätte und es eben auch die Chance auf flinke Weiterfahrt Richtung Norden gäbe. Zwischenhalt zwischen München und Berlin, das wäre mal was gewesen.

Fordern und Wünschen kann man ja immer viel. In anderen Ländern geht es allerdings auch: Das Artikelbild stammt aus Kopenhagen, wo ich im letzten Jahr die Freude hatte, den mit offenem WLAN, jeder Menge Steckdosen, Flüsterwaggons, Barrierefreiheit und angenehmem Fahrpreis ausgestatteten Öresundståg-Mehrsystem-Schnellzug zu besteigen. Auf der kritischen Strecke zwischen Chemnitz und Leipzig fahren 30 Jahre alte Reichsbahnzüge, die nicht einen dieser inzwischen zu moderner Mobilität gehörenden Vorzüge bieten. Dazu vertröstet die Deutsche Bahn wegen WLAN auf 2018 und baut lieber Mobilfunkverstärker ein, mit welchen die Reisegäste ihr Datenvolumen aufbrauchen dürfen. Kein Wunder, dass das Geschäft mit den Fernbussen floriert.

In der Slowakei prüft man gerade eine bis zu 1200km/h-schelle(!!!) Hyperloop-Strecke zwischen Budapest und Wien, die schon allein dadurch wirtschaftlich wird, weil Solarpanels auf den Röhren thronen.
Und hier kriegen wir es nicht einmal gebacken, eine Linie mit dagegen altertümlich anmutenden, rostigen Metallschienen mit enormen Reibungsverlusten mit Strom zu versorgen um Chemnitz mit der nächstgrößeren* Stadt zu verbinden.

Man verzeihe mir meine Schachtelsätze.

/Rant Ende.

* Ich weiß, eigentlich ist das Dresden, aber das ist ja letztlich kein so attraktives Reiseziel mehr ;-)